Vom Arbeiten mit audiovisuellen Dokumenten: Videoerschliessung in der Dokumentation von SRF
«Ein Bild sagt mehr als tausend Worte», weiss der Volksmund – und auf dieser Tatsache gründet wohl auch die Faszination der Videodokumentalisten an ihrer Tätigkeit. In der Dokumentation von Schweizer Radio und Fernsehen werden täglich Bildsequenzen aus Sendungsbeiträgen beschrieben und gewertet, Beiträge mit Metadaten, Suchbegriffen und Schlagwörtern angereichert, um zukünftig ein schnelles Auffinden der Videodokumente zu gewährleisten. Die Wiederverwendung des Materials für die interne Produktion steht dabei im Vordergrund.
Innerhalb Schweizer Radio und Fern sehen (SRF) ist der Bereich Dokumentation und Archive (D+A) für die Langzeitarchivierung der Eigenproduktionen der Vektoren Radio, TV und Web verantwortlich. Am Standort Leutschenbach in Zürich steht das Erschliessen von visuellem Material (Fernsehsendungen oder WebVideos) im Zentrum. Einerseits werden die Videodokumente als Teil des audiovisuellen Kulturerbes der Schweiz archiviert – obwohl es auf Gesetzesebene keinen solchen Auftrag für ein «dépôt légal» gibt. Andererseits bewahrt SRF die mit hohen Kosten hergestellten Eigenproduktionen für die Wiederverwendung in neuen Sendungen und WebProdukten beziehungsweise für Wiederholungen auf und lässt es von D+A erschliessen, sodass es für verschiedene Nutzungszwecke wieder auffindbar ist. Jährlich fallen rund 6500 Sendungen an, die in die Datenbank FARO importiert und dort erschlossen werden, was ungefähr 5000 Stunden Video-Material, die für den Nutzer aufbereitet werden, entspricht.
Die Redaktoren können selbst in FARO recherchieren, sie erhalten hierfür Schulungen. Für die tägliche Produktion unterhält D+A ausserdem einen Videodesk, an welchem ausgebildete Dokumentalisten die SRF-Redaktoren bei der Suche nach Videomaterial unterstützen. Damit das Material für die Dokumentalisten und die recherchierenden Nutzer möglichst schnell verfügbar ist, besteht die Hauptaufgabe eines Videodokumentalisten darin, die Videosequenzen eines Beitrags oder einer Sendung in Text zu übersetzen. Zusätzlich zum Bildinhalt wird der thematische Inhalt mithilfe eines Abstracts und Schlagwörtern aus einem Thesaurus erfasst.
Seit der Einführung der filebasierten Produktionsweise im Jahr 2009 wer den die Sendungen bereits beim Import in die Datenbank als File mit formalen Metadaten aus den Produktionssystemen versehen, wodurch beispielsweise die Namenseinblender automatisch in das Personenfeld importiert werden. Ausserdem können Texte aus den Systemen, beispielsweise Untertitel, Moderationen oder Pressetexte, manuell hinzugefügt werden.
Die Erschliessungstiefe einer Sendung richtet sich nach dem mutmasslichen zukünftigen Verwendungszweck ihrer Bilder. Bei einer Quizsendung beispielsweise genügt es, die Namen der teilnehmenden Personen in die Daten bank einzuspeisen, da der Bildwert einer solchen Sendung eher gering ist. Ein Nachrichtenbeitrag aus einer Tagesschau hingegen weist meistens Bilder mit potenziellen Wiederverwendungsmöglichkeiten auf: beispielsweise Aussenaufnahmen wichtiger Gebäude, Sequenzen prominenter Persönlichkeiten oder Landschaftsaufnahmen. Der Dokumentalist hat bei der Erschliessung also immer zwischen wichtigen und unwichtigen Bildern zu unterscheiden und stets zu bedenken, was Nutzer heute und morgen suchen könnten. Ein Beispiel für eine Recherche könnte sein, dass ein Redaktor Szenen einer Wüste mit Dünen für einen Beitrag benötigt; die sequenzgenaue Beschreibung ermöglicht das rasche Auffinden entsprechender Videoaus schnitte.
Bei der Erschliessung der bewegten Bilder folgen die Dokumentalisten einem internen Regelwerk, dessen Konventionen eine einheitliche Datenerfassung gewährleisten. Ausserdem gibt es auf der Datenbank FARO Legallists mit kontrolliertem Wortschatz, unter anderem den oben erwähnten Sachdeskriptorenthesaurus, dessen Schlagwörter die thematische Suche erleichtern. Gerade im hektischen Medienbetrieb ist eine schnelle und vollständige Treffer menge zu einem Thema unerlässlich, was durch die definierten Normen und hohe Konsistenz der Datenbank gewährleistet ist. Allerdings verfügen die Erschliessenden bezüglich Ausdruck und Stil über einen gewissen Spielraum.
Oft muss unter Zeitdruck aus einer Flut von Bildern das beste Bild bzw. die beste Sequenz gefunden werden. Um eine solche Recherche zu vereinfachen, gibt es in FARO die Möglichkeit, Sequenzen zur besonderen Kennzeichnung mit Wertigkeiten zu versehen (bei spielsweise «lustige Sequenz») und wichtige O-Töne – also Gesprochenes – in einem eigenen Feld festzuhalten.
Tendenzen
Bisher wurden in FARO ausschliesslich Videodokumente gespeichert. Ab nächstem Jahr wird auch der gesamte Audiobestand der gesprochenen Radio inhalte von SRF zugänglich sein, was es dem Nutzer ermöglichen wird, gleichzeitig nach Audio und Videodokumenten zu suchen. Die Migrationsarbeiten sind derzeit in vollem Gang; Formen der Zusammenarbeit von Audio und Videoerschliessenden werden geprüft und Lösungen entwickelt.
Systeme zur Videoerkennung, die eine automatische Erschliessung von Video sequenzen ermöglichen, sind bislang nicht in FARO implementiert. Bis heute sind auf diesem Gebiet weder befriedigende noch kostengünstige Lösungen entwickelt worden, die den Bedürfnissen von Schweizer Radio und Fernsehen entsprechen.
Eine immer wichtigere Aufgabe stellt die WebArchivierung dar. Neben einer vierteljährlichen Spiegelung der Seite www.srf.ch ist D+A an der Entwicklung einer systematischen Archivpolitik von SRFWebprodukten.
Abstract
- Français
L’auteure explique dans cet article la pratique et quelques tendances en matière de catalogage de vidéos dans la documentation de la Télévision suisse (SSR). Elle aborde les questions suivantes: quel est le but d’une description précise des séquences de contenus audiovisuels? Lors du catalogage, de quoi faut-il tenir compte en particulier dans une documentation médias et que peut-on dire des tendances qui se dessinent, tels que le catalogage vidéo automatique ou l’archivage web? (traduction: sg)