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2016/1 Geist & Geistliches

Kirchliche und kirchennahe Bestände im Staatsarchiv Luzern

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Im Kanton Luzern hatten und haben zahlreiche wichtige römisch-katholische Institutionen ihren Sitz. Bereits Anfang der 1990er-Jahre erkannte der damalige Staatsarchivar die Wichtigkeit dieses Kulturguts und setzte sich dafür ein, dass die geistlichen Institutionen ihre Archive im Staatsarchiv Luzern deponieren konnten. Bis heute ist die Zusammenarbeit zwischen Staatsarchiv und Landeskirche in Luzern ein Erfolgsmodell, das sich bewährt.

«Der Wegzug von Archiven wäre für Luzern ein Verlust, und, wenn wir uns nicht wehren würden, ein Armutszeugnis» schrieb Staatsarchivar Fritz Glauser im Juni 1991 an den Präsidenten der Luzerner Synodalverwaltung. Damals stand zur Diskussion, die Archive wichtiger katholischer Organisationen von Luzern an die «katholische» Universität Fribourg zu verlegen. Doch Glauser wollte das in Luzern entstandene Kulturgut diesem Standort nicht entfremden und bot den wichtigen römisch- katholischen Institutionen auf dem Platz Luzern an, ihre Archive als Deposita im Neubau des Staatsarchivs Luzern unterzubringen.

Ein Vertrag zwischen dem Kanton Luzern und der Katholischen Landeskirche des Kantons Luzern regelte ab 1993 die Schaffung einer von der Landeskirche finanzierten 50-Prozent- Stelle mit dem Auftrag, die fachgerechte Erschliessung und Betreuung der Bestände zu gewährleisten sowie die Pfarreien und Kirchgemeinden, die ihre Archive vor Ort aufbewahren, archivfachlich zu beraten. Bereits 1994 trat eine wissenschaftliche Archivarin ihre Stelle als Luzerner Kirchenarchivarin im Staatsarchiv an und im November 2005 habe ich diese Aufgabe übernommen, die ich bis heute ausübe.

Kirchliche und kirchennahe Archive: eine Auswahl 

Zahlreiche katholische Institutionen hatten und haben ihren Sitz in Luzern, was sich in den vielseitigen kirchlichen und kirchennahen Privatarchiven im Staatsarchiv Luzern ablesen lässt. Um 740 wurde das Benediktinerkloster St. Mauritius und St. Leodegar in Luzern gegründet. Daraus wurde das heutige Stift St. Leodegar im Hof, das einen grossen Bestand an Akten, Urkunden und Bänden im Staatsarchiv deponierte, die nun aufgearbeitet werden.

Seit dem 19. Jahrhundert wurden in Luzern zahlreiche katholische Vereine gegründet, die im Archiv des Schweizerischen Katholischen Volksvereins SKVV bezeugt sind. So entstand 1905 der Schweizerische Katholische Frauenbund SKF, um die weiblichen Mitglieder des Volksvereins in einem eigenen Verein zusammenzufassen. 1933 wurden der Schweizerische Blauring und auf Anregung des Schweizerischen Katholischen Jungmannschaftsverbandes SKJV der Schweizerische Jungwachtbund gegründet. Die beiden Jugendverbände fusionierten 2009 zu Jungwacht Blauring Schweiz. Auch die Hilfswerke Fastenopfer, Caritas und Interteam haben ihre Archive im Staatsarchiv Luzern deponiert.

Die kirchlichen Privatarchive im Staatsarchiv bilden die Grundlage für Forschungsarbeiten zu den Institutionen selbst, aber auch für viele gesellschaftsrelevante historische Fragen.

Kooperation mit Modellcharakter

Die archivfachliche Zusammenarbeit zwischen dem Staatsarchiv und der Landeskirche des Kantons Luzern hat Modellcharakter und bringt für beide Institutionen einen Gewinn: Die Landeskirche kommt ihrer gesetzlich vorgeschriebenen Überlieferungspflicht nach und stellt die Überlieferung der Kirchgemeinden und Pfarreien sicher, das Staatsarchiv wiederum wird dem öffentlichen Interesse an einer aussagekräftigen Überlieferung gerecht. 

Blaser Heidi 2015

Heidi Blaser

Lic. phil. Heidi Blaser betreut im Staatsarchiv Luzern das kirchliche Archivgut. Zudem berät sie Kirchgemeinden im Auftrag der Landeskirche, wofür sie u. a. einen Muster-Registraturplan erarbeitet hat. 

Abstract

De nombreuses institutions catholiques importantes ont leur siège dans le canton de Lucerne. Dès le début des années 1990, l’archiviste d’État de Lucerne a reconnu l’importance de ce patrimoine et a préconisé que les institutions cléricales puissent déposer leurs archives aux archives d’État. Peu de temps plus tard, un poste d’archiviste scientifique à temps partiel, financé par l’Église du Canton, a été créé pour gérer professionnellement les archives déposées.

La coopération archivistiques entre l’archives de l’État et l’Église du canton de Lucerne est innovante et profite aux deux institutions: l’Église du canton remplit son devoir légal obligatoire et assure la tradition des communautés religieuses et des paroisses, tandis que les archives l’État à leur tour servent l’intérêt public au sens de la tradition.