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2022/2 L'AAS a 100 ans, vive l'AAS!

«archive on tour» ‒ eine Archivschachtel auf Reisen

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Für das Jubiläumsprojekt «archive on tour» schickte der Verein Schweizer Archivar:innen (VSA) eine leere Archivschachtel zu seinen Mitgliedern. «Archie» kehrte gut gefüllt mit vielen Erinnerungen von seiner Reise zurück.

«archive on tour»

Die Archivlandschaft der Schweiz und des Fürstentum Liechtensteins ist äusserst heterogen und vielfältig. So zählt der Verein Schweizer Archivar:innen (VSA) rund 200 Kollektivmitglieder und über 750 Einzelmitglieder. Aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums schickte der VSA deshalb eine leere Archivschachtel auf eine Reise zu seinen Mitgliedern. Die beteiligten Archive waren völlig frei, was sie mit der Schachtel anstellten. Gefordert war bloss, die Reise zu dokumentieren und so die hiesige Archivlandschaft sichtbar zu machen.

Die Reise begann im Februar im Bundesarchiv in Bern, wo VSA-Präsident Alain Dubois die Archivschachtel dem Direktor des Bundesarchivs, Philippe Künzler, übergab. Seither hat «Archie» ‒ wie die Schachtel inzwischen liebevoll genannt wird – bei Dutzenden Archiven in zwei Ländern und 26 Kantonen Halt gemacht. Zunächst führte der Weg in die Westschweiz. Via Jura und Nordwestschweiz reiste «Archie» in die Innerschweiz, sodann über das Tessin in Richtung Ostschweiz. Natürlich durfte ein Abstecher ins Fürstentum Liechtenstein nicht fehlen. Über die Kantone im Norden ging die Reise schliesslich zurück Richtung Bern, wo Alain Dubois «Archie» an der 99. VSA-Jahresversammlung am 15. September wieder in Empfang nehmen wird.

«Archie» beim IKRK in Genf
https://twitter.com/souslapoussiere/status/1496859987703996419

Eine kommune, «mausgraue» Archivschachtel wie «Archie» lädt natürlich zum Befüllen ein. Inzwischen finden wir in ihr unter anderem ein hoheitliches Mandat betreffend Pockenimpfung aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, einen Memory Stick mit filmischen Archivporträts, ein Sparkässeli ohne Schlüssel, ein gerahmtes Bonmot von Gilbert Coutaz, verschiedene Archivprospekte und Ansichtskarten, einen gross geratenen Abdruck des Landessiegels von Unterwalden, das Duplikat einer Urkunde aus dem 10. Jahrhundert aus dem Archiv der Benediktinerabtei Einsiedeln, usw. Alle diese Dokumente und Gegenstände stehen sinnbildlich für die Vielfalt unserer Archivlandschaft und dokumentieren die weite Reise.

«Archie» wird im Kloster Einsiedeln befüllt
https://twitter.com/KrauerPhilipp/status/1526196106190807040

«Archie» enthält aber nicht nur Erinnerungsstücke. Mindestens so wichtig sind die an der Schachtel nicht sichtbaren Spuren der vielen Hände, welche die Schachtel in den letzten Monaten geöffnet, ausgeräumt, ausgestellt, benutzt, wieder eingeräumt, gefüllt und weitergetragen haben. «Archie» reiste mit verschiedensten Transportmitteln quer durch die Schweiz, nicht nur zu Fuss und per Post, sondern mit dem Fahrrad, der Appenzeller Bahn oder im Oldtimer. Denkwürdig waren auch zahlreiche Übergabeorte: Mitten im Kernwald an der Grenze von Ob- und Nidwalden, bei Morgarten zwischen den Kantonen Zug und Schwyz oder bei einem tessinisch-bündnerischen Grenzstein.

Übergabe von «Archie» im Kernwald zwischen Nid- und Obwalden
https://twitter.com/archiv_OW/status/1529116400501014528

Die Weitergaben boten die Möglichkeit für Treffen von Archivarinnen und Archivaren zur Vertiefung der persönlichen Kontakte oder überhaupt um sich kennenzulernen – auch wenn die Übergabe meist zwischen «Nachbarn» stattfanden. Ebenso nutzten zum Beispiel die Archivarinnen und Archivare beider Basel den Besuch von «Archie» für ein Netzwerktreffen, an das alle Beteiligten ein Lieblingsstück aus ihren Beständen mitbrachten und präsentierten.

Dokumentiert wurde die Reise nebst Schachtel-Beigaben auch über Social Media. Die Archivgemeinschaft konnte via die Hashtags #archivCH und #archiveontour in Echtzeit an den Erlebnissen von «Archie» teilhaben, so auch am gemütlichen Nachtlager auf einem Genfer Sofa.

«Archie» übernachtet in Genf auf dem Sofa
https://twitter.com/souslapoussiere/status/1496617097836781580

Was bleibt von «archive on tour»? Zunächst einmal «Archie» und die ihm zahlreich mitgegebenen Dokumente und Gegenstände. Alle beteiligten Archive haben «Archie» so fleissig gefüllt, dass er inzwischen Geschwister erhielt. Schachteln wie Inhalte sind Zeitzeugnisse des 100-Jahr-Jubiläums des VSA und werden nach der Präsentation an der diesjährigen Jahresversammlung in Bern im Bundesarchiv in Bern aufbewahrt.

Nicht weniger wichtig sind für den VSA aber auch die Kontakte der Mitglieder, die dank «Archie» in den letzten Monaten geknüpft oder vertieft wurden. Mit zahlreichen Fotos und Filmen in Social Media und mit diversen Medienbeiträgen gelang es, unsere Mitglieder und die Öffentlichkeit an der Vielfalt der Archivlandschaft der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein teilhaben zu lassen.

«Archie's» Mitgift
https://twitter.com/communelausanne/status/1502176914462547968
Frefel Sandro 2018 10 02

Sandro Frefel

Sandro Frefel, geboren 1977, studierte Geschichte, Medienwissenschaft und Volkswirtschaft an der Universität Bern und absolvierte den MAS ALIS von 2010 bis 2012. Ab 2004 war er acht Jahre lang als wissenschaftlicher Archivar im Stadtarchiv Luzern tätig, seit 2012 ist er Landesarchivar des Kantons Appenzell Innerrhoden. Im Jahr 2019 wurde er in den Vorstand des VSA gewählt.

Résumé

Der Artikel berichtet über das VSA-Jubiläumsprojekt «archive on tour», das eine Archivschachtel auf die Reise quer durch die schweizerische und liechtensteinische Archivlandschaft führte. Die Mitgaben in der Schachtel sowie zahlreiche Fotos und Filme bilden die enorme Vielfalt der Archive der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein sowie der hier tätigen Archivarinnen und Archivare ab.

L'article rend compte du projet anniversaire de l'AAS «archive on tour», qui a fait voyager une boîte d'archives à travers le paysage archivistique suisse et liechtensteinois. Les objets contenus dans la boîte ainsi que de nombreuses photos et films illustrent l'énorme diversité des archives de Suisse et de la Principauté du Liechtenstein ainsi que des archivistes qui y travaillent.