Commentaires Résumé
2017/4 Coopération

AppenzellDigital – Gebündelter Zugang zu appenzellischen Kunst-, Kultur- und Wissensschätzen im Internet

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Der Verein Appenzeller Hefte hat 2017 das Webportal AppenzellDigital erarbeitet. Als interdisziplinär und interkantonal zusammengesetzter Verein mit dem Zweck, Wissen über Land und Leute einem breiten Interessentenkreis zugänglich zu machen, hat er sein Wirkungsfeld auf digitalisiertes Kulturgut ausgeweitet.

Seinen Anfang genommen hat die Vereinsgeschichte 1963. Aus Anlass des 450-Jahr-Jubiläums der Aufnahme des Standes Appenzell in die Eidgenossenschaft fanden sich sechs Männer zusammen, um jährlich ein Heft zur Appenzeller Volks- und Heimatkunde zu veröffentlichen. Zu diesem Zweck gründeten sie die Schriftenreihe «Das Land Appenzell». Seit 1999 wird diese in enger Zusammenarbeit mit dem Appenzeller Verlag herausgegeben. 41 Hefte sind bisher erschienen, das jüngste im Jahr 2014.

Interdisziplinär und interkantonal

«Die Sprache des Appenzellervolkes», «Bau und Entstehung des Alpsteins», «Die Landsgemeinde von Appenzell A.Rh.» – die Titel der ersten drei Hefte verraten bereits den interdisziplinären Ansatz sowie die Bemühung, soweit als möglich beide Appenzell zu berücksichtigen. Diesem Credo ist der Verein treu geblieben. Er zählt heute 15 Mitglieder, die sich wie ihre Gründerväter «im Sinne einer Arbeitsgemeinschaft für die Verwirklichung des Vereinszwecks einsetzen». Fast alle Hefte sind weiterhin greifbar, die Bestseller «Sagen aus dem Appenzellerland» und «Das Appenzellerhaus» allerdings stammen aus den Jahren 1987 und 1969.

Veränderungen der letzten Jahre

Hat das Medium «Heft» ausgedient? Diese Frage stellten sich die Vereinsmitglieder während der vergangenen Jahre immer wieder. Und nicht nur diese Frage: Es ist auch schwieriger geworden, unter den Mitgliedern die Bereitschaft zu finden, den Vereinszweck umzusetzen. Themen wären genügend vorhanden, aber es fehlt die Zeit, diese in eine Heftform zu giessen. Die Vereinsmitglieder sind Staatsarchivarin, Denkmalpfleger, Kulturwissenschafterin, Geografin, Historikerin, Journalist, Kantonsbibliothekarin, Geoinformatiker, Touristikerin, Lehrer, Gemeindebibliothekarin oder Verleger: Sie alle sind durch ihr Alltagsgeschäft absorbiert. Und dieses Alltagsgeschäft hat sich grundlegend verändert. Gerade die Vereinsmitglieder, die in Gedächtnisinstitutionen tätig sind und von Berufes wegen die besten Voraussetzungen hätten, aus ihrem Fundus im Rahmen der Vereinsvorgaben Wissen über Land und Leute zugänglich zu machen, haben in den letzten Jahren in diesen Bereichen Vieles und Wertvolles geleistet – einfach nicht nur in gedruckter Form. Ihre Schwerpunkte der Aufbereitung von Wissen haben sich ins Digitale verlagert. Oder sie haben zumindest mit dem Digitalen eine neue und überaus attraktive Dimension ergänzender Vermittlungsmöglichkeiten bekommen. Sie haben eigenständig oder in Kooperation mit regionalen und nationalen Plattformen Kulturgüter aus ihren Sammlungen digitalisiert und Datenbanken elektronisch zugänglich gemacht und dabei digitalisiertes Kulturerbe ins Internet gebracht.

In den Weiten des WWW verstreut

Ob dabei eine Website entstanden ist, ob digitalisierte Bilder, Bücher, Handschriften oder Zeitschriften via eine Plattform ins Internet gelangten, Geoinformationen mit elektronischen Kartenwerken verknüpft wurden, Dritte wie die Nationalbibliothek, der Verein Memoriav, die Sonnengesellschaft Speicher oder der Kunstschaffende H.R. Fricker mit ihren Webangeboten appenzellische Themen digital zugänglich machten: all dies war letztlich – ohne Auftrag von Vereinsseite – dem Zweck dienlich, einen vereinfachten und obendrein häufig dank Text, Bild, Ton und Film multimedialen Zugang zu Informationen schaffen. Aber – und dies war der Anstoss für das Projekt AppenzellDigital – bisweilen so gut versteckt und im World Wide Web verstreut, dass es einer kommentierten Hilfestellung bedarf, um darauf Zugriff zu haben.

AppenzellDigital bündelt online verfügbares appenzellisches Wissen.

AppenzellDigital

Mit der 2017 erarbeiteten Website AppenzellDigital ist somit auf Initiative einer Arbeitsgruppe des Vereins Appenzeller Hefte der vermehrt laut gewordene Wunsch nach Bündelung online verfügbaren appenzellischen Wissens über Geschichte, Kultur und Geografie umgesetzt worden. Das Portal bietet Zugang zu digitalisierten Druck- und Handschriften, Zeitschriften, Zeitungen, Datenbanken wie Geoinformationssystemen, Inventaren, Nachschlagewerken und weiteren Websites über appenzellische Themen, Orte oder Personen und deren Werk. Best Practice-Wissensportale wie DigiBern, Sachsen.digital oder bavarikon unterstützten den Aufbau von AppenzellDigital.
Wie DigiBern ist AppenzellDigital keine Suchmaschine, sondern Ausgangs- und Knotenpunkt für gezielte Recherchen und überraschende Entdeckungsreisen im World Wide Web. Der Kern des Portals sind die digitalen Angebote: Jedes Angebot enthält einen beschreibenden Kurztext, Links zu appenzellischen Themen, Personen oder Orten, ein Referenzbild und sichtbare Metadaten in Form von Kategorien. Thematisch können die auf AppenzellDigital präsentierten digitalen Angebote aus den Bereichen Bildung & Wissenschaft, Geografie, Geschichte, Kunst, Architektur, Literatur, Musik, Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Recht, Religion & Philosophie, Gesundheit oder Brauchtum stammen. Alle diese Themenbereiche lassen sich unter Kultur, Geschichte und Geografie im weitesten Sinne zusammenfassen.
Mit AppenzellDigital möchte der Verein Appenzeller Hefte den auf dem Portal präsentierten digitalen Angeboten Sichtbarkeit verleihen, einen ersten Zugang zu Kunst-, Kultur- und Wissensschätzen im Internet mit Bezug zum Appenzellerland etablieren und last but not least mit diesen Schritten seinen Vereinszweck mehr als 50 Jahre nach der Vereinsgründung zeitgemäss ergänzen.

Appenzellische Trouvaille: Appenzeller-Wochen im Coop-Supermarkt auf der Bahnhofbrücke Zürich 1969.

Kooperationen

Um diese Ziele zu erreichen, ist es unabdingbar, den im Verein erprobten und bewährten Weg der Zusammenarbeit mit Partnern weiterhin zu beschreiten: Das sind neben Bibliotheken, Archiven und Museen auch andere Vereine, Private, Bildungsinstitutionen oder Sammlungen. 2018 wird eine interdisziplinäre Begleitgruppe eingesetzt, die sich um die Aufnahme neuer digitaler Angebote und um Fragen der Öffentlichkeitsarbeit kümmert.
Um besonders attraktive, unerwartete oder merk- und denkwürdige Online-Trouvaillen noch besser sichtbar zu machen, werden bereits seit der Lancierung des Portals Anfang November 2017 unter der Rubrik «Schatzruhe» von ausgewählten Schatzgräberinnen und Trouvaillen-Jägern aufgespürte AppenzellDigital-Entdeckungen präsentiert. Ein Klick auf das Schatztruhe-Symbol ermöglicht ein Eintauchen in das monatlich wachsende Panoptikum dieser Fundstücke.
Neben solchen inhaltlichen Tiefenbohrungen plant die Arbeitsgruppe AppenzellDigital Einführungen in den Umgang mit Angeboten, die auf der Website vertreten sind, bis hin zu AppenzellDigital-Treffen, in denen Prozesse und Überlegungen rund um die Digitalisierung thematisiert werden.

Die oben abgebildete Fotografie verweist exemplarisch auf eines von derzeit 50 auf AppenzellDigital präsentierten digitalen Angeboten: auf die Datenbank Bild + Ton des Schweizerischen Sozialarchivs in Zürich. Das Archiv mit Bibliothek und Dokumentationsstelle sammelt Unterlagen zum gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Wandel in der Schweiz sowie zu sozialen Bewegungen. Darunter finden sich appenzellische Trouvaillen wie ein Plakat zum Proporzwahlverfahren 2008 der Werbeagentur GOAL, Fotos von Ferienheimen im Bestand Stiftung Zürcher Ferienkolonien, ein Interview mit dem Herisauer Gewerkschafter Max Zuberbühler (*1924) im Rahmen eines Oral-History-Projektes der Unia aus dem Jahr 2013 oder Fotos zu Ereignissen wie den Appenzeller-Wochen im Coop-Supermarkt auf der Bahnhofbrücke Zürich 1969.

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Heidi Eisenhut

Heidi Eisenhut ist seit 2006 Leiterin der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden in Trogen. Sie hat Allgemeine Geschichte, Germanistik und Philosophie in Zürich studiert und 2002 abgeschlossen. 2006 promovierte sie in Mediävistik; u.a. mit einer elektronischen Edition, zu deren Erstellung sie von e-codices.ch profitierte. Mit der Realisierung verschiedener Websites, darunter www.zeitzeugnisse.ch, www.steffsigner.ch und www.jahrhundertderzellweger.ch arbeitet sie seit Jahren in verschiedenen Kooperationen daran, das kulturelle Erbe beider Appenzell auch in die digitale Welt zu bringen.

Résumé

AppenzellDigital est un portail en ligne qui recueille des informations numérisées avec des informations sur Appenzell provenant d'un nombre croissant d'institutions (de mémoire), d'associations et de particuliers. AppenzellDigital se considère comme un point de départ et une plaque tournante pour des recherches ciblées et des expéditions dans le monde numérique. Le portail veut s'imposer comme le premier point d’accès aux informations appenzelloises et rendre les institutions et les personnes qui y sont liées plus visibles.

AppenzellDigital a été créé par l'association interdisciplinaire et intercantonale Appenzellerhefte, qui a publié plus de 40 numéros imprimés sur des thèmes d'Appenzell. Avec le portail AppenzellDigital, l'association a étendu son champ d'activité à l'Internet.

AppenzellDigital versammelt als Online-Portal digitalisierte Informationen mit Appenzeller Bezug aus einer wachsenden Zahl von (Gedächtnis-)Institutionen, von Vereinen oder Privaten. AppenzellDigital versteht sich als Ausgangs- und Knotenpunkt für gezielte Recherchen und Entdeckungsreisen in der digitalen Welt. Das Portal möchte sich als ersten Zugang zu Appenzeller Wissen im Internet etablieren und den darauf verlinkten Institutionen und Personen mit ihren elektronischen Angeboten Sichtbarkeit verleihen. AppenzellDigital wurde aufgebaut vom interdisziplinär und interkantonal zusammengesetzten Verein Appenzellerhefte, der mehr als 40 gedruckte Hefte zu Themen des Appenzellerlandes herausgegeben hat. Mit dem Portal AppenzellDigital hat der Verein sein Tätigkeitsfeld auf das Internet ausgedehnt.