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2017/3 Métadonnées – Données de qualité

Metadatenmanagement – Wie die ETH-Bibliothek ein neu entstandenes Arbeitsfeld bedient

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Die Medienbearbeitung hat sich in den letzten Jahren verändert: Es sind neue Aufgabengebiete entstanden, in denen sich Metadatenspezialisten mit ihrem vielfältigem Wissen einbringen können. Um dieser Entwicklung zu begegnen, hat die ETH-Bibliothek ein entsprechendes Pilot-Projekt ins Leben gerufen.

Die Arbeiten in der Medienbearbeitung haben sich in den letzten Jahren stark verändert: Durch Fremddatenübernahmen und Metadateneinspielungen konnten Arbeitsvorgänge laufend automatisiert werden. Personelle Ressourcen für die Katalogisierung und das Bestellen werden knapper, da diese für neue Aufgaben in der Bibliothek benötigt werden. Um dieser Entwicklung zu begegnen, hat die ETH-Bibliothek Anfang 2014 das Pilot-Projekt Metadatenmanagement (MDM) ins Leben gerufen.

Das Pilot-Team wurde aus zwei Mitarbeiterinnen aus der Medienbearbeitung und einer Mitarbeiterin aus der Bibliotheks-IT gebildet. Das Ziel des Pilot-Projekts war, den Raum für Metadatenmanagement-Aufgaben auszuloten und das Knowhow untereinander auszutauschen. Dabei sollten vor allem die IT-technischen Skills der beiden Kolleginnen aus der Medienbearbeitung auf- und ausgebaut werden.

Pilot-Phase

Aus Mangel an Beispielen zu Metadatenmanagement an anderen Bibliotheken fokussierte sich das Pilot-Team zu Beginn auf Aufgaben, die im eigenen Bereich anfielen, wie beispielsweise Anpassungen und Bereinigungen von Katalogdaten, und prüfte verschiedene Methoden, um diese zu automatisieren. Das Arbeitsfeld wurde bald um eine neue Aufgabe erweitert: dem Auftrag, ein Datenflussdiagramm der ETH-Bibliothek zu erstellen. Darauf sollten alle Metadatenflüsse der Bibliothek abgebildet werden. Bei der Erstellung des Diagramms konnten die MDM-Mitarbeiterinnen ihr Wissen zu Metadaten allgemein und zu den Datenflüssen und Systemen der ETH-Bibliothek stark ausbauen. Das Datenfluss-Diagramm wird heute gerne genutzt, um Abhängigkeiten der Systeme erkennen zu können und ist bei der Einführung von neuen oder Änderungen an bestehenden Systemen ein hilfreiches Werkzeug.

Abbildung 1: Datenflussdiagramm der ETH-Bibliothek

Ein weiteres neues Arbeitsfeld, welches 2015 auf das MDM-Pilot-Team zukam, war die Einführung von RDA und damit verbunden die Ablösung des IDS-MARC Formats. Das zuvor erarbeitete interdisziplinäre Fachwissen der MDM-Spezialistinnen (Regelwerks-, Format- und IT-Kenntnisse), konnte nun optimal eingesetzt werden, um den Umstieg auf das offizielle MARC-Format und die Ablösung von lokalen Feldern erfolgreich abzuwickeln. Zahlreiche Aufgaben, wie neue und obsolete Felder definieren, Suchabfragen optimieren und Indices anpassen, sowie Systemkonfigurationen testen, konnten vom Pilot-Team übernommen werden. Das MDM-Pilot-Team leistete somit einen grossen Beitrag für den reibungslosen Umstieg auf RDA und MARC21 innerhalb des Nebis-Verbundes1.
Nebenher wuchs das Aufgabengebiet des Pilot-Teams laufend: So zählte das Erstellen von Mappings (Zusammenführen von zwei verschiedenen Formaten), die Auseinandersetzung mit anderen Datenformaten wie Dublin Core oder Datenmodellen wie RDF, der Wissensaufbau zu Themen wie BIBFRAME oder Linked Open Data, sowie das Testen von Metadatenmanagement-Tools zu den neuen Aufgaben. Letzteres soll Nicht-Informatikern die Möglichkeit bieten, Metadaten automatisiert zu analysieren und zu bearbeiten.
Von Beginn an war geplant, das Pilot-Team zu erweitern. Mit einer neuen Kollegin, welche im März 2016 aus dem Team Zeitschriften dazu stiess, wurde der erste Schritt dazu in die Wege geleitet.

Vom Pilot-Team zum Netzwerk Metadatenmanagement

Nach der dreijährigen Pilotphase hat sich gezeigt, dass das Metadatenmanagement nicht nur eine wichtige Schnittstelle zwischen IT und Fachabteilung bildet, sondern auch ein Arbeitsfeld an neu entstandenen Aufgaben abdeckt. Aus diesem Grund wurde das Pilot-Team Ende 2016 als gruppenübergreifendes Netzwerk unter dem Namen Netzwerk Metadatenmanagement (kurz Netzwerk MDM) an der ETH-Bibliothek institutionalisiert. Das Netzwerk MDM setzt sich aus der operativen Leitung und drei Mitarbeiterinnen zusammen. Die Gruppenleiterinnen der beteiligten Mitarbeiterinnen bilden das Steuerungsgremium, sind Ansprechpersonen für das Netzwerk MDM und legen die inhaltliche und die strategische Ausrichtung fest. Die schlanke Organisationsform erlaubt hohe Flexibilität und Kreativität beim Bearbeiten der Aufgaben, sowie eine schnelle organisatorische Umsetzbarkeit und eine unkomplizierte Erweiterung der Gruppe. Zudem hat die Erfahrung gezeigt, dass bestimmte Arbeiten weiterhin in der jeweiligen Abteilung angesiedelt bleiben müssen, da ihre Kernaufgaben nur von entsprechend geschulten Mitarbeitenden ausgeführt werden können. Die MDM-Mitarbeiterinnen setzen rund 20% ihres Arbeitspensums für das Netzwerk ein.

Abbildung 2: Ausschnitt aus dem aktuellen Aufgaben-Portfolio des Netzwerks MDM

Die Verschmelzung des bibliothekarischen und IT-Fachwissens kommt bei unterschiedlichen Aufgaben zum Tragen. Die Bibliotheks-IT der ETH-Bibliothek reichert beispielsweise mit einem automatisierten Verfahren eingespielte E-Book Aufnahmen mit Feldern aus den Print-Aufnahmen an. Damit die manuelle Nachbearbeitung entfällt, müssen die angereicherten E-Book Aufnahmen systematisch überprüft und wo nötig korrigiert oder angepasst werden. Diese Aufgabe kommt dem Netzwerk MDM zu. Weiter kann es durch Anwendung der dafür geeigneten Tools die Arbeiten in der Medienbearbeitung unterstützen und zum Teil automatisieren. Es gibt verschiedene Tools, welche sich für das Metadatenmanagement anbieten, die besten Erfahrungen hat das Netzwerk MDM mit dem Tool MarcEdit gemacht. Arbeiten, wie zum Beispiel diverse Datenabzüge und -abgleiche, oder auch Datenvalidierung und -analyse von E-Book Einspielungen, die bisher ausschliesslich von der IT-Abteilung gemacht werden konnten, da sie Serverzugriff voraussetzen, können dank MarcEdit nun auch in den jeweiligen Teams erledigt werden und entlasten somit die IT-Abteilung.
Dem Netzwerk MDM ist es wichtig, das erarbeitete Wissen und die erlangte Erfahrung weiterzugeben. Dazu erstellt das Netzwerk für alle Mitarbeitenden zugängliche Dokumentationen zu einzelnen Themen und führt Workshops durch. Zudem steht mit dem Service Rent-a-Metadata-Expert ein Angebot zur Verfügung, das von allen Kolleginnen und Kollegen der ETH-Bibliothek in Anspruch genommen werden kann.
Für die Mitarbeit im Netzwerk MDM ist neben einer analytischen Denkweise auch ein Flair für Zahlen und Strukturen hilfreich. Ausserdem sind Offenheit gegenüber Neuem, Eigeninitiative, Flexibilität und Kreativität gefragt. Um sich laufend neues Fachwissen anzueignen, besuchen die MDM-Mitarbeiterinnen Weiterbildungen, lesen Fachartikel, tauschen sich mit Kolleginnen und Kollegen aus und absolvieren Webinare.

Fazit

Durch die neuen Technologien hat sich ein neues Arbeitsfeld aufgetan, in dem sich Metadatenspezialisten mit ihrem interdisziplinären Wissen als Schnittstelle zwischen IT und Fachabteilungen zur Unterstützung einbringen können. Mit ihrem Knowhow ist es möglich, Hilfsmittel optimal einzusetzen und somit Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten. Zudem können die Metadatenspezialistinnen ihr Fachwissen bestens in internen und externen Gremien, Fachgruppen und Projekten einbringen. In der ETH-Bibliothek hat sich die teamübergreifende Zusammenarbeit sehr bewährt. Das Netzwerk kann Synergien innerhalb der Bibliothek herstellen und fördert den Wissenstransfer zwischen den einzelnen Teams, die sich mit Metadaten befassen. Es ist an der ETH-Bibliothek etabliert und nicht mehr wegzudenken. Das Arbeitsfeld Metadatenmanagement bringt viel Abwechslung in den bibliothekarischen Alltag mit neuen und spannenden Herausforderungen, ist dabei aber noch lange nicht ausgeschöpft. So wurden an der ETH-Bibliothek bis jetzt nur bibliografische Metadaten behandelt. Eine Ausweitung auf weitere Metadaten, wie zum Beispiel Verwaltungsdaten, ist durchaus denkbar, wenn auch noch nicht geplant – denn im Hinblick auf die Ablösung des Bibliothekssystems Aleph wird das Netzwerk MDM in den nächsten Jahren sicherlich genügend ausgelastet sein!

Cavegn Erica 2017

Erica Cavegn-Pfister

Erica Cavegn-Pfister hat einen MAS in Information Science von der HTW Chur und ist seit 2011 bei der ETH-Bibliothek im Team der Monografischen Medien tätig. Neben der täglichen Erschliessungsarbeit arbeitet sie auch im Netzwerk Metadatenmanagement der ETH-Bibliothek mit.

Wirth Andrea 2017

Andrea Wirth

Andrea Wirth hat einen Bachelorabschluss in Informationswissenschaft der HTW Chur und arbeitet seit 2015 an der ETH-Bibliothek. Durch ihre Arbeit bei den Monografischen Medien sowie den Zeitschriften hat sie Erfahrungen im Bestellen, Verwalten und Katalogisieren von Medien aller Art. Seit 2016 ist sie Teil des Netzwerk Metadatenmanagement der ETH-Bibliothek.

Wittwer Barbara 2017

Barbara Wittwer

Barbara Wittwer ist gelernte Fachfrau Information und Dokumentation und arbeitet seit 2006 an der ETH-Bibliothek. Sie ist Systembibliothekarin im Team Bibliotheks-IT-Services und operative Leiterin des Netzwerks Metadatenmanagement.

Wolff Marianne 2017

Marianne Wolff

Marianne Wolff hat an der HTW Chur Informationswissenschaften studiert. Sie arbeitet seit 2000 an der ETH-Bibliothek und ist seit mehr als 10 Jahren im Team Zeitschriften angestellt. Zusätzlich zur Verwaltung und Katalogisierung von Zeitschriften arbeitet sie im teamübergreifenden Netzwerk Metadatenmanagement der ETH-Bibliothek mit.

  • 1 Die ETH-Bibliothek gehört zum Nebis-Verbund, die Bibliotheks-IT der ETH-Bibliothek ist gleichzeitig auch die IT-Zentrale von Nebis.

Résumé

Die Arbeiten in der Medienbearbeitung haben sich in den letzten Jahren verändert: Durch die neuen Technologien sind zahlreiche Aufgabengebiete entstanden, in denen sich Metadatenspezialisten mit ihrem interdisziplinären Wissen als Schnittstelle zwischen IT und Fachabteilungen zur Unterstützung einbringen können. Um dieser Entwicklung zu begegnen, hat die ETH-Bibliothek Anfang 2014 das Pilot-Projekt Metadatenmanagement ins Leben gerufen, welches nach Auslotung verschiedener Aufgaben und Austausch von Knowhow Ende 2016 als gruppenübergreifendes Netzwerk unter dem Namen Netzwerk Metadatenmanagement an der ETH-Bibliothek institutionalisiert wurde.
Zu den Aufgaben des Netzwerks gehören Datenanalysen, -abzüge, -recherchen und -abgleiche, Erstellen von Mappings, Testen neuer Tools, Wissensaufbau zum Thema, sowie das Pflegen des neu erstellten Datenflussdiagrams der Bibliothek und einiges mehr. Die Verschmelzung des bibliothekarischen und IT-Fachwissens, die gruppenübergreifende Struktur und das erlangte Wissen der Mitwirkenden machen es möglich, Hilfsmittel optimal einzusetzen, Synergien innerhalb der Bibliothek herzustellen und somit Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten.
Das Netzwerk MDM ist an der ETH-Bibliothek nicht mehr wegzudenken – und auch noch lange nicht ausgeschöpft, sodass es auch in den nächsten Jahren mit Sicherheit noch genügend ausgelastet sein wird!

Les travaux dans le traitement des médias ont changé ces dernières années: conséquences des nouvelles technologies, de nombreux domaines de responsabilité sont apparus, aussi les spécialistes de métadonnées peuvent soutenir, grâce à leurs connaissances interdisciplinaires, en tant qu’interface entre l’informatique et les services spécialisés.

Pour accompagner cette évolution, la bibliothèque de l'École polytechnique de Zurich (ETH) a lancé au début de 2014 un projet pilote pour la gestion des métadonnées, qui a été institutionnalisé à la bibliothèque de l'ETH, après avoir exploré une variété de tâches et d'échanges de savoir-faire, concrétisé à la fin de 2016 comme un réseau intergroupe sous le nom «Netzwerk Metadatenmanagement  (MDM)».

Les tâches du réseau comprennent des analyses, des prospections, des recherches et des ajustements des données, mais également la création de mappings et tests de nouvelles applications, le développement des connaissances sur le sujet du management des métadonnées, ainsi que le maintien du nouveau diagramme de flux de données de la bibliothèque et plus encore. La fusion des connaissances bibliothécaires, l'expertise informatique, la structure intergroupe et les connaissances acquises des participants permettent l’utilisation optimale des outils, ainsi que la création de synergies au sein de la bibliothèque et donc de rendre les processus de travail plus efficaces.

Le réseau des métadonnées «MDM» est devenue incontournable à la bibliothèque de l'ETH –  loin d'être épuisé - il sera sans doute aussi dans les prochaines années suffisamment occupé.