Durch das Alptransit-Portal digital in die Vergangenheit reisen
Zur Eröffnung des Gotthard-Basistunnels hat das Schweizerische Bundesarchiv im Sommer 2016 das Alptransit-Portal aufgeschaltet, das die Entstehung der Neat dokumentiert. Mit dem Experiment www.alptransit-portal.ch beschreitet das Bundesarchiv neue Wege.
Mit schicken Parallax-Effekten – der Laie würde von 3D sprechen – führt das Alptransit-Portal in die Geschichte der Neat ein, der Neuen Eisenbahn-Alpentransversalen. Fünfzig Kurzkapitel werfen historiographische Schlaglichter auf das grösste Schweizer Verkehrsprojekt der letzten Jahrzehnte, das den Norden mit dem Süden Europas verbindet. Vor allem aber lädt eine Fülle schriftlicher und audiovisueller Quellen die Besucher dazu ein, sie zu durchstöbern und zu erforschen.
Traditionell bewahrt ein Archiv die von ihm gesammelten Quellen sicher auf und stellt sie dem Publikum ohne thematische Kategorisierung zur Verfügung. Mit dem fünfsprachigen Webportal (deutsch, französisch, italienisch, englisch, rätoromanisch) betritt das Schweizerische Bundesarchiv Neuland. Es schafft mit der Online-Publikation der digitalisierten Archivalien zur Neat die Voraussetzung für deren historische und sozialwissenschaftliche Erforschung.
Für einmal weisen nicht Signaturen, sondern thematische Fenster den Weg. Damit gibt das Bundesarchiv einen Einblick in die Entstehung eines nationalen Grossprojekts noch vor dessen Vollendung – im Jahr 2020 soll die Neat fertig gebaut sein. Das ist umso bemerkenswerter, als die meisten der publizierten Quellen noch unter Schutzfrist stehen. Nur die Sitzungsprotokolle der Neat-Aufsichtskommission des Parlaments und einige wenige weitere Dokumente duften nicht publiziert werden.
Das Bundesarchiv zeichnet verantwortlich für Realisierung des Alptransit-Portals, hat diese aber nicht allein durchgeführt. Eng war die Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber, mit dem Bundesamt für Verkehr, und mit der Alptransit Gotthard, der Bauherrin der Gotthardachse. Mehrere der auf dem Portal veröffentlichten Quellen stammen nicht aus dem Bundesarchiv, sondern von SBB Historic, dem Archiv der Schweizerischen Bundesbahnen und ihrer Vorgängerinnen, sowie aus Kantonsarchiven, vor allem aus Uri, aber auch aus dem Tessin und aus Zürich. Das Bundesarchiv hat mit dem Alptransit-Portal ein virtuelles Archiv geschaffen, das Bestände vereint, die physisch an verschiedenen Orten liegen.
Die heutige Gestalt der Website mit ihrer dezentralen Kapitelstruktur stand nicht von vornherein fest, sondern schälte sich allmählich in der Zusammenarbeit der beteiligten Historiker, Grafikerinnen, Juristinnen und Redaktoren heraus. Die Urheberrechte besonders der Bilder mussten geklärt werden. Das Bundesarchiv wollte nicht die definitive Geschichte der Neat schreiben, im Gegenteil: Die einzelnen Kapitel ermuntern mit ihren Archivalien die Benutzer, sich ein eigenes Bild zu machen – was den historiographisch Interessierten leichter fallen dürfte – oder zumindest die historischen Dokumente auf eigene Faust zu erkunden.
Das Alptransit-Portal, dessen Erstellung von der Neat-Aufsichtsdelegation aufgegleist wurde, wird bis zum Jahr 2019 kontinuierlich ausgebaut werden. Unter anderem werden die Benutzer auf eine Volltextsuche zurückgreifen können, und die Anzahl der thematischen Schlaglichter und digitalisierten Quellen wird erhöht. Gerne würde das Bundearchiv alle für die Neat relevanten Quellen publizieren. Es hofft, dass sich weitere Archive mit ihren Beständen am Portal beteiligen werden. Dieses ist bis auf weiteres ein offener «work in progress».
Résumé
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Traditionell bewahrt ein Archiv die von ihm gesammelten Quellen sicher auf und stellt sie dem Publikum ohne thematische Kategorisierung zur Verfügung. Mit dem fünfsprachigen Alptransit-Portal betritt das Schweizerische Bundesarchiv Neuland. Es schafft mit der Online-Publikation der digitalisierten Archivalien zur Neat die Voraussetzung für deren historische und sozialwissenschaftliche Erforschung. Das Bundesarchiv hat ein virtuelles Archiv geschaffen, das Bestände vereint, die physisch an verschiedenen Orten liegen.
Traditionnellement, les services d’archives gardent des dossiers qu’ils ont collecté eux-mêmes et mettent à disposition ces sources sans catégorisation ou classification thématique. Avec le portail Alptransit, les Archives fédérales suisses ont pris un nouveau départ. Sur ce portail, disponible en cinq langues, sont publiées les archives numérisées concernant le projet des Nouvelles lignes ferroviaires à travers les Alpes (NLFA), créant ainsi les conditions préalables pour la recherche historique et sociologique. Les Archives fédérales suisses ont ainsi mis sur pied un service d’archives virtuelles qui réunit des fonds d’origines diverses, éparpillés physiquement.