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2016/2 Délocalisé, acheté, externalisé

Bibliothek als Partner: Chancen und Risiken durch Kooperation

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Im Rahmen meines Studiums an der Humboldt-Universität zu Berlin habe ich die Masterarbeit «Bibliothek als Partner: Chancen und Risiken durch Kooperation» verfasst. Die Idee für das Thema der Arbeit entstand während eines Praktikums.

Abgrenzung der Kooperation zur Dienstleistung

Kooperationen lassen sich als eine auf freiwilliger Basis beruhende, vertraglich geregelte Zusammenarbeit definieren, zum Zwecke der Steigerung der Leistungsfähigkeit der Partner. Dabei stehen sie meist im Zusammenhang mit wirtschaftlich selbstständigen Unternehmen. Doch bekannt ist schon längst: Die Anwendung marktwirtschaftlicher Prozesse ist auch für Bibliotheken in Bezug auf Öffentlichkeitsarbeit sehr wichtig geworden.

Für einige Gesprächspartner der Interviews war es nicht einfach, Kooperationsbeziehungen von Dienstleistungsangeboten zu unterscheiden. Die Befragten sollten aussagen, unter welchen Aspekten Kooperationen für sie anfangen und aufhören. Auffällig war, dass in den meisten Antworten das Wort «Projekt» gefallen ist. Wichtig sei dabei die Gemeinsamkeit, also gemeinsame Ziele, Umsetzung bzw. Zielgruppen. Geteilte Meinung herrschte darüber, ob eine vertragliche Absicherung Pflicht sei oder ob einmalige Zusammenarbeit als Kooperation angesehen wird. Genauso verhielt es sich bei der Frage, ob die Arbeit mit Schulen und Kindergärten so bezeichnet werden könne. Sponsoren werden bei den meisten nicht als Kooperationspartner angesehen. 

Kooperationsformen und -arten

Es gibt sehr unterschiedliche Formen der Partnerschaften. So finden Kooperationsprojekte bspw. jährlich, einmalig oder regelmässig statt, sind vom fachlichen Austausch mit anderen bibliothekarischen Einrichtungen geprägt oder können als ideell gelten, z.B. mit Firmen und Vereinen, die eine gleiche Zielsetzung innerhalb der Partnerschaft sehen. Hierbei ist die Partnerschaft stark arbeitsteilig ausgeprägt oder dient lediglich einem Informationsaustausch. Unterschiedlich ist auch, ob es sich bei der Umsetzung von Kooperationsprojekten bei den Beteiligten um zwei oder um mehrere Partner handelt, die dann ein Netzwerk bilden. Auch ist zu unterscheiden, ob eine finanzielle oder materielle Beteiligung des jeweiligen Partners vorausgesetzt wird. Darüber hinaus lässt sich abwägen, ob es sich um eine eher persönliche Partnerschaft mit einer speziellen repräsentativen Person oder um eine institutionelle Kooperation handelt. Und nicht mit jedem Partner ist eine schriftliche Vereinbarung erforderlich, oft reicht das vertrauensvolle Wort in Form einer mündlichen Vereinbarung. Und die jeweiligen Partner können lokal vor Ort ansässig sein, aber auch regional, sogar bis hin zu international. Doch entscheidend ist der persönliche Kontakt zwischen den Repräsentanten der Partnereinrichtungen! 

Aufwand und Erträge

Generell führen Kooperationen laut Studie u.a. zu folgenden Vorteilen: 

  • Bürgernähe 
  • Partnerschaft sowie Freundschaft
  • Identifikation mit der Bibliothek • ein »Wir-Gefühl« 
  • Profilbildung
  • Qualitätsdefinition
  • Kompetenznutzung
  • Kommunikation
  • Imagewandel
  • Informationsaustausch
  • Gewinnung neuer Nutzer
  • finanzielle Unterstützung
  • öffentliche Transparenz 

Interessant war, dass sich auch innerhalb der Studie der Masterarbeit die befragten Bibliotheken einig waren, dass ein grosser Vorteil von Kooperationen eine positive lobbyistische Wirkung ist. Zum einen würde das Verständnis untereinander verstärkt, und zum anderen behält man einander im Blick. Es wird gegenseitig aufeinander verwiesen und man stärkt sich lokal. Die lobbyistische Wirkung sei ein ganz wesentlicher Aspekt, in der Politik genauso wie im gesellschaftlichen Raum.

Ein bei den Befragten wichtiger Punkt in der Betrachtung negativer Aspekte ist, dass Kooperationen schlecht evaluiert werden könnten. Mitunter ist nicht sofort ein Gewinn zu erkennen, und es braucht Geduld, um diesen eventuell messen zu können. Mund-zu-Mund-Propaganda würde Zeit brauchen. Des Weiteren hätte man Mehrarbeit durch aufwendige Kontaktpflege oder komplizierte Terminkoordination sowie fehlende Unabhängigkeit, wodurch ein Interessenkonflikt der beteiligten Partner hervorgerufen werden könne. Auch gäbe es keinen Handlungsspielraum bei Ausfall der Arbeitskraft des Partners. 

Statistischer Vergleich und Visualisierung 

Bei der Anzahl der Kooperationsbeziehungen der interviewten Bibliotheken ergab sich ein Mittelwert von 42. Hier kamen oft relativ ungenaue Antworten mit «Von-bis-Äusserungen». Das kann zum einen daran liegen, dass die Bibliothekare in den meisten Fällen keine Dokumentation über ihre Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen vorliegen haben, und zum anderen daran, dass sie bei manchen Partnerschaften nicht wissen, ob sie diese zu ihren Kooperationen zählen sollen. Das zeigt, dass in den meisten Einrichtungen das Bewusstsein für diese Art der Bibliotheksarbeit nicht besonders ausgeprägt ist und es eher neben der eigentlichen Arbeit gemacht wird. Dies führt dazu, dass die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Kooperationsoffensive geringer wird und die Vorteile der Zusammenarbeit nicht vollständig genutzt werden können. 

Ein interessantes Ergebnis war, dass die befragten Bibliotheken zwar alle Mitglieder von Verbünden oder Ähnlichem sind, jedoch weniger offensiv und professionell mit bibliotheksfremden Einrichtungen zusammenarbeiten. Die meisten Interviewpartner verfolgen keine strategischen Ziele durch ein ausgeprägtes Netzwerk und sind sich der Vorteile nicht bewusst.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Kooperationen von Bibliotheken mit Bildungseinrichtungen, Unternehmen und anderen Institutionen ganz neue Perspektiven bieten können. Sie erweitern die Reichweite und mitunter das Medien- sowie Veranstaltungsangebot und verankern sich krisenfest in der Kommune. Jedoch dürfen sie nicht als Allheilmittel angesehen werden und den Blick damit auf andere Lösungsansätze versperren.

Zweifellos: Ohne Projektpartner für kooperative Zusammenarbeit wird es zukünftig in keiner Bibliothek mehr gehen! 

«Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ein Erfolg.» Henry Ford 

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Anne Helbig

Anne Helbig, geb. 1988 in Frankfurt (Oder), absolvierte ihr Bachelorstudium im Bibliotheksmanagement in Potsdam. Ihren Mastertitel erlangte sie 2014 an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2015 arbeitet sie in der Universitätsbibliothek im IKMZ der BTU Cottbus-Senftenberg. 

Résumé

Des budgets réduits, moins de personnel, des exigences croissantes mettent de nombreuses bibliothèques à l’épreuve et sous pression. Pour pouvoir répondre à ces défis, les acteurs régionaux misent de façon générale toujours plus sur la collaboration et les diverses options ainsi offertes. De nombreux scientifiques et professionnels du terrain sont convaincus que le degré de capacité de collaboration d’une institution publique ou privée à but non lucratif déterminera sa capacité à survivre.

De nouvelles perspectives sont présentées dans cet article aux bibliothécaires en cours d’études, en formation professionnelle, dans la recherche ou sur le terrain. La collaboration avec d’autres institutions, également au-delà des lieux de formation, peut souligner davantage la fonction de la bibliothèque et susciter ainsi une augmentation de la clientèle (potentielle).