Commentaires Résumé
2015: pdf/ 2015/4

Anforderungen an den Berufsverband Information Bibliothek (BIB) – Ergebnisse einer Mitgliederbefragung

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Technische und gesellschaftliche Entwicklungen haben Einfluss auf die Erwartungen der Kundinnen und Kunden und die Profilierung der Bibliotheken. Daraus folgt ein kontinuierlich hoher Bedarf an hochwertigen und gleichzeitig preisgünstigen Fortbildungen. Der deutsche Berufsverband Information Bibliothek (BIB) trägt diesem Bedarf durch Massnahmen auf unterschiedlichen Ebenen Rechnung.Vor einigen Jahren wurden die Verbandsstrukturen durch Bildung einer eigenen Fortbildungskommission angepasst, die die Aktivitäten der Landesgruppen mit ihren dezentralen Angeboten unterstützt. 2014 holte der Verband in einer breit angelegten Befragung zusätzlich wichtige Informa- tionen über die Erwartungen der Mitglieder hinsichtlich Fortbildungsthemen und -formate ein, so dass künftige Angebote noch passgenauer geplant werden können.

Dass das Berufsfeld BibliothekarIn / MitarbeiterIn in Bibliotheks- und Informationseinrichtungen im Wandel ist, ist für uns, die wir in diesem Feld tätig sind, nichts Neues. Technische und gesellschaftliche Entwicklungen beschleunigen sich immens, die Erwartungen unserer Kunden und Kundinnen werden anspruchsvoller, und die Kompetenzen, die wir ehedem in Ausbildung und/oder Studium erworben haben, reichen schon lange nicht mehr aus. Neben dem Vermitteln von «Lebenslangem Lernen» an unsere Kunden und Kundinnen (vom Bilderbuchkino über Handy-Sprechstunden und 3-D-Drucker bis hin zu Promotionskolloquien im Kontext von Informationskompetenzvermittlung) müssen wir selbst dafür Sorge tragen, in den verschiedensten Kompetenzfeldern up-to-date zu bleiben, wir sollten unseren Kunden und Kundinnen in vielen Dingen einen (wenn auch kleinen) Schritt voraus sein.

Neben dem fach- und laufbahnübergreifenden Dialog und einem breiten Austausch von aktuellen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen sieht sich der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) seit seiner Gründung verpflichtet, ein entsprechend bedarfsgerechtes und vielseitiges Fortbildungsangebot auf Bundes- und Landesebene zu erstellen.

Veränderung, Wandel, hat Kontinuität – und diesen Wandel verlässlich zu begleiten und den Verbandsmitgliedern, aber auch der Fachöffentlichkeit, die Möglichkeit zu bieten, sich über alle Aufgabenspektren und Berufsfelder hinweg qualitativ hochwertig, aber trotzdem auch preisgünstig fortzubilden, beschäftigt den Berufsverband seit seiner Gründung, in den letzten Jahren aber zunehmend intensiver. So hatte der Berufsverband seit vielen Jahren eine Kommission für Aus- und Fortbildung, und im Rahmen einer Neustrukturierung vor fast zehn Jahren wurden daraus zwei Kommissionen gebildet, um beiden Facetten in ihrer Bedeutung gerechter zu werden. Die Kommission für Ausbildung und Berufsbilder hat die Veränderungen in den Anforderungen an zukunftsorientierte Ausbildung und Studium im Blick. Die Kommission für Fortbildung unterstützt zum einen die Landesgruppen in ihren Fortbildungsaktivitäten1, und setzt zum anderen mit Anregungen zur Ausgestaltung des BIB-Jahresthemas2 und mit eigenen Fortbildungsformaten Impulse.

Ein Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit des bibliothekarischen Berufs und der Bibliotheken überhaupt liegt darin, wie sich die in Bibliotheken Beschäftigten mit der Medienentwicklung und den daraus resultierenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen auseinandersetzen und damit kompetent und überzeugend umgehen. Die einzelnen Kompetenzfelder wurde vor allem im Kontext des Jahresthemas 2013/2014 – «Neue Arbeitsfelder in Bibliotheken» – vielschichtig behandelt.3

«BIB meets the world»

Im laufenden Jahr weitet der BIB bewusst seinen Blick und sagt «BIB meets the world». Vernetzung mit BibliothekarInnen in aller Welt, Austausch zu Fachfragen wie finanziellen Rahmenbedingungen, zukunftsorientierten Bibliotheksprofilen und spektakulären Neubauten werden in Vorträgen, Seminaren und Fachbesuchen gefördert. So unterstützte der Berufsverband durch einen Reisekostenzuschuss die Teilnahme einer Kollegin an der IFLA-Tagung 2015 in Kapstadt. Der diesjährige Sommerkurs, organisiert von der BIB-Kommission für Fortbildung, widmete sich dem Themenfeld «Interkulturelle Kompetenz in Bibliotheken». Vom 18. bis 22. August erarbeiteten sich 18 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken zunächst intensiv die Grundlagen des islamischen und des asiatischen Kulturkreises. Im Weiteren unternahmen sie Biblio-Touren durch das interkulturell geprägte Frankfurt, dem bewusst ausgewählten Tagungsort, frischten ihr Bibliotheksenglisch auf und wandten sich in einem moderierten Erfahrungsaustausch den Bibliotheksangeboten für die Zielgruppe der Flüchtlinge zu.

Umfrage «Zukunft gestalten»

Neue Arbeitsfelder benötigen laufende Weiterqualifizierungen, Kernkompetenzen müssen ausgebaut, modifiziert und neu geschaffen werden. Aufgaben, denen sich der Berufsverband verpflichtet fühlt, wie die Umfrage «Zukunft gestalten»4 bei den ca. 6500 Verbandsmitgliedern 2014 bestätigt hat:

Die Ergebnisse – über 1000 Mitglieder haben sich beteiligt – zeigen ganz deutlich, dass die BIB-Mitglieder eine eindeutige Priorität auf den gesamten Block der Fort- und Weiterbildung setzen, ganz im Sinne auch des BIB-Strategiepapiers zu ebendiesem Thema:575 Prozent der Befragten nehmen die Veränderungen ihres Arbeitsgebietes wahr und fühlen sich davon persönlich betroffen – somit erleben drei von vier der Befragten die momentane Situation als sehr große Herausforderung.6 Mit insgesamt 76 Prozent sehr hoher oder eher hoher Einschätzung ist die Herausforderung fachlich up-to-date zu bleiben mit Abstand am stärksten priorisiert. An zweiter Stelle folgt das Zeitmanagement, das immerhin noch von 60 Prozent als sehr hoch oder eher hoch eingestuft wird. Gleichzeitig werden das soziale Umfeld und die Motivation als am wenigsten gravierend betrachtet.

Verschiedene Bibliothekstypen – verschiedene Herausforderungen

Folgende Signifikanzen zwischen den Mitarbeitern der verschiedenen Bibliothekstypen konnten zudem festgestellt werden:

• Die Mitarbeitenden in öffentlichen Bibliotheken (ÖB) sehen das Zeitmanagement als signifikant grössere Herausforderung an als die Mitarbeitenden in wissenschaftlichen Bibliotheken (WB) oder Spezialbibliotheken (SB).

• Darüber hinaus schätzen Mitarbeitende aus ÖB die Work-Life-Balance ebenso signifikant höher ein als die Mitarbeiter der SB.

• Hinsichtlich der Zukunftseinschätzung sind die Mitarbeitenden der SB signifikant pessimistischer als die der ÖB.

Insgesamt vielleicht wenig überraschend unterscheidet sich die Gruppe der «jungen» Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sehr signifikant insbesondere von der «älteren» Gruppe. Das gilt für die Aspekte «fachlich up-to-date-bleiben», was für die Jüngeren in geringem Masse eine Herausforderung zu sein scheint, als für die Gruppe der Mittel- alten und Älteren. Gleichzeitig wird auch das persönliche Aufgabengebiet als viel geringere Herausforderung gesehen.7

Begeisterung und Überzeugung für den Beruf wird im weiteren Verlauf der Befragung deutlich, in dem zum Beispiel über 80 Prozent der Befragten der Aussage zustimmten, dass Bibliotheken weiter wichtig bleiben und knapp 50 Prozent, dass Kundenwünsche auch mit knappen Ressourcen selbstverständlich erfüllt werden. Weiter glauben die Befragten, insbesondere aus öffentlichen Bibliotheken, dass jedoch für die Bewältigung dieser Anforderungen vermehrt der Einbezug von Kenntnissen aus anderen Fachbereichen wie zum Beispiel der Informatik oder Pädagogik erforderlich ist.

Fortbildung im Mittelpunkt

Insgesamt stellen die Befragten für ihre eigene Zukunft und die Zukunftsfähigkeit des Verbands eindeutig die Fortbildung in den Mittelpunkt. Besonders ausgeprägt ist der Wunsch nach fachlicher Weiterbildung (up-to-date bleiben), konkret werden die Bereiche Zeitmanagement, Social Media und Imagewerbung genannt, also Themen mit dem Fokus auf die Verbesserung der eigenen Position und die der Einrichtung.

Für den Berufsverband ist damit klar: Das Thema «Fortbildungsmanagement» bleibt eines der zentralen Anliegen der Verbandsaktivitäten. Die dezentralen Fortbildungsangebote in den einzelnen Bundesländern werden weiterhin forciert, es sind jährlich über 100 Einzelveranstaltungen; die zentrale Tagung, der Bibliothekartag bzw. Bibliothekskongress mit jährlich um die 4000 Teilnehmenden behält seinen hohen Stellenwert. Darüber hinaus wird BIB den Fokus Fortbildung auch bei der Neustrukturierung der hauptamtlich besetzten Geschäftsstelle und der Implementierung neuer Mitgliedersoftware anlegen, um die Möglichkeiten optimierter Administration und Social-Media-Kommunikation nutzen zu können.

Der 2015 neu gewählte Bundesvorstand wird also – ganz unter dem Motto: Wandel durch Kontinuität – gemeinsam mit allen Aktiven im Berufsverband, seinen Mitgliedern und den Kooperationspartnern weltweit hier seine Schwerpunkte sehen.

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Ulrike Krass

Ulrike Krass ist stellvertretende Leiterin der Stadtbibliothek Freiburg im Breisgau und Vorsitzende der BIB-Kommission für Fortbildung.

  • 1 Die Landesgruppen können auf eine Toolbox mit Checklisten, Musterverträgen, Evaluationsbögen etc. zurückgreifen und auf Rent-A-Fobi, einer Empfehlungsliste mit Referentinnen und Referentinnen zu verschiedenen Fortbildungsthemen.
  • 2 Seit 2009 wählt sich der BIB ein Jahresthema, das den Horizont bibliothekarischer Arbeit aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick nimmt. Die Bandbreite ist gross, sie reichte in den vergangenen Jahren von bibliothekspolitischen Fragestellungen wie Lobbyarbeit über gesellschaftliche Veränderungen wie dem demographischen Wandel bis zur Internationalität.
  • 3 Becker, Tom und Krass, Ulrike: BIB-Jahresthe- ma «Neue Arbeitsfelder in Bibliotheken». In: VDB-Mitteilungen 2014/1 , S. 14 – 15 (URL: http://www.vdb-online.org/publikationen/vdb-mitteilungen/vdb-mitteilungen-2014-1.pdf ) sowie Tom Becker und Ulrike Krass: Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit des Berufsstandes. – Das BIB-Jahresthema «Neue Arbeitsfelder in Bibliotheken». in: BuB 2013-07-08 S. 5.20 URL: BuB07-08_2013_Tom_Becker_Ulrike_Krass.pdf.
  • 4 Zukunft gemeinsam gestalten! – Mit diesen Worten hat der Berufsverband Information Bibliothek e.V. in Zusammenarbeit mit dem Institut für Informationswissenschaft der Fachhochschule Köln (FH Köln) in der Zeit vom 03. bis 06. Juni 2014 auf dem 103. Bibliothekartag in Bremen und im Anschluss daran noch drei Wochen (bis einschliesslich 26.06.2014) eine Online-Befragung durchgeführt.
  • 5 Fortbildung sichert Zukunft, Fortbildung schafft Motivation! Positionspapier des BIB. 2014. In: http://www.bib-info.de/fileadmin/media/Dokumente/Positionen/BIB-Positions-papier-2014_Fortbildung_sichert_Zukunft.pdf.
  • 6 Siehe auch im Weiteren: Fühles-Ubach, Simone und Albers, Miriam: Zukunft gemeinsam gestalten. Online-Mitgliederbefragung im Auftrag des Berufsverbands Information Bibliothek e.V. (BIB). In: http://www.bib-info.de/fileadmin/media/Dokumente/Mitgliederbefragung_2014/Zukunft-gemeinsam-gestalten-Ergebnisse-28-01-15.pdf, S. 13ff. Siehe auch: Fühles-Ubach, Simone und Albers, Miriam: Veränderung als Konstante. Ergebnisse der Mitgliederbefragung «Zukunft gemeinsam gestalten» im Auftrag des Berufsverbands Information Bibliothek. In: BuB 76 (2015) 4, S. 202 – 205.
  • 7 Die Einschätzung der Motivation und des sozialen Umfelds / Teams differiert besonders zwischen der jungen und älteren Gruppe. Diese Aspekte stellen für jüngere Befragte in deutlich weniger grossem Umfang eine Herausforderung dar. Detailliertere Ergebnisse finden Sie in der ausführlichen Ergebnisdarstellung der Mitgliederbefragung auf der BIB-Website.

Résumé

Les développements techniques et sociétaux ont une influence sur les attentes des clients et le profilage des bibliothèques. Il en résulte un besoin toujours plus grand d’un perfectionnement de valeur et à des prix concurrentiels des professionnels des bibliothèques. L’association professionnelle Information Bibliothèque (BIB) en Allemagne tient compte de ce besoin par des mesures à différents niveaux.

Il y a quelques années, les structures de l’association se sont adaptées par la formation d’une commission de perfectionnement qui soutient des activités des différents groupes avec une offre décentralisée. D’autres optimisations sont prévues dans la structure administrative et technique.

En 2014, l’association a mené une vaste enquête pour rassembler entre autres des informations sur les attentes des membres par rapport aux sujets et aux formats du perfectionnement, afin que l’offre puisse être plus finement adaptée à l’avenir.