Commentaires Résumé
2007/4 Informationskompetenz – Schlüsselqualifikation für Spezialisten, Notwendigkeit für Nutzer

I+D-AssistentInnen – Wo stehen wir? Ein Überblick

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Seit 1998 werden in Bern und Zürich Informations- und DokumentationsassistentInnen ausgebildet. Wenn sie nach drei Jahren ihre Berufsstätte, beziehungsweise die Schule verlassen, führt niemand mehr Buch über ihren Verbleib. Es gibt keine Angaben darüber, wohin es die AbsolventInnen verschlägt, ob sie nach Abschluss noch auf dem Beruf tätig sind, ob sie eine Stelle gefunden haben und ob sie zufrieden sind mit ihrer Ausbildung, ihrer Arbeit. Eine Umfrage ging diesen Fragen auf den Grund.

Zu aller Anfang: Herzlichen Dank all jenen, die bei dieser Erhebung mitgemacht haben. Von 228 Personen, die
seit Beginn der Ausbildung in der Deutschschweiz eine Lehre als I+DAssistent absolviert haben, haben 123 den Umfragebogen komplett ausgefüllt und abgeschickt. Über die Hälfte also.
Doch was ist mit der anderen Hälfte? Obwohl versucht wurde, Kontakte zu allen Jahrgängen herzustellen, haben
nicht aus allen gleich viele geantwortet – genau so wenig wie aus Bern und Zürich gleich viele Antworten kamen. Was ist also mit diesen 50%, die nicht bei dieser Umfrage mitgemacht haben? Sind sie nicht mehr auf dem Beruf tätig? Konnten sie nicht erreicht werden? Hatten sie keine Lust, Fragen zu beantworten? Antworten – wie gesagt – fehlen.
Der Umfragebogen war – mit Spekulation auf möglichst viele Antworten – kurz gehalten. Das bedeutet aber auch, dass nur die wesentlichsten Fakten erfragt werden konnten. Um doch auch einen tieferen Einblick zu erlangen, liess die Umfrage den I+D-Assistenten viel Platz für eigene Kommentare. Dieses Angebot wurde rege genutzt. Es gab viele positive Rückmeldungen, Anregungen, Vorschläge. Aber auch mit Kritik wurde nicht gespart: Obwohl im Grossen und Ganzen gesagt werden kann, dass die meisten I+D-Assistenten ihren Platz in der Berufswelt gefunden haben und mit ihrer Arbeit zufrieden sind, gab es doch – vor allem im Bezug auf den schulischen Unterricht – einige Beanstandungen.

Kritik ist nichts Schlechtes – und bestenfalls sollte daraus gelernt werden. Um den Anschluss nicht zu verpassen. Um den Beruf Informations- und Dokumentationsassistent für die Zukunft zu rüsten. Aus diesem Grund wird den Kommentaren der I+D-Assistenten im nachfolgenden Bericht viel Platz eingeräumt.

Die Fragen
Es schien das Einfachste, die Umfrage online durchzuführen. Während einem Zeitraum von sechs Wochen konnten die I+D-Assistenten über einen persönlichen Link die rund 15 Fragen beantworten. Konkret abgefragt wurde:

1. Beruf und Arbeitsmarkt
In einem ersten Themenblock sollte festgestellt werden, wie viele I+D-Assistenten noch auf dem Beruf tätig sind; zu wie viel Prozent? Wenn nicht zu 100 Prozent, warum nicht? Wie zeichnet sich die momentane Situation auf dem Arbeitsmarkt aus Sicht der I+D-Assistenten ab? Werden genügend Stellen angeboten? Wie gestaltet sich die Stellensuche? Was machen die Abgänger, die nicht mehr als I+D-Assistenten tätig sind?

2. Zufriedenheit und Anforderungen
Sind die I+D-Assistenten mit ihrer aktuellen Stelle, mit ihrem Beruf zufrieden? Wie sehen sie ihre Stellung innerhalb
der Institutionen, innerhalb der Mitarbeiterhierarchie? Gibt es genügend Weiterbildungsmöglichkeiten, Aufstiegschancen?

3. Ausbildung und Ausblick
Ein weiterer Punkt war die Ausbildung – sowohl im betrieblichen wie im schulischen Bereich. Fühlen sich die I+D-Assistenten nach Abschluss der Ausbildung auf das Berufsleben vorbereitet? Wo sehen sie ihre Stärken, ihre Schwächen? Wie beurteilen sie die Berufsausbildung im Nachhinein?

David Garcia, arbeitet an der Juristischen Fakultät und im WWZ in Basel

Ich absolvierte von 2000 bis 2003 meine Lehre als I+D-Assistent in der Bibliothek des Wirtschaftswissenschaftlichen
Zentrums (WWZ), einer der zwei Filialbibliotheken der Universitätsbibliothek (UB) Basel. In diesen drei Jahren wurde ich sehr gut auf den Beruf eines I+D-Assistenten vorbereitet, wobei einige der Lehrgänge auf der UB stattfanden. Den grossen Vorteil, den ich gegenüber anderen I+D-Lehrlingen dabei hatte, war, dass es sich bei der WWZBibliothek
nicht um eine reine Bibliothek handelt, sondern dass sie wegen dem integrierten Schweizerischen Wirtschaftsarchiv (SWA) ebenfalls einen archivarischen und einen dokumentarischen Charakter aufweist. Somit sind alle möglichen Einsatzgebiete eines I+D-Assistenten unter einem Dach vereint, was die WWZ-Bibliothek zu einer einzigartigen Institution in der schweizerischen I+D-Landschaft macht. Durch die vorhandene Vielfalt an anfallenden Arbeiten und auch die mir gegebene Möglichkeit, sehr selbständig zu arbeiten, erlernte ich meinen Beruf somit auf einer sehr allroundmässigen Ebene – was ich sehr begrüsste, da diese Allround-Charakteristika des I+D-Assistenten der Hauptgrund war, wieso ich mich für diese Lehre entschied.

Nach der Lehre hatte ich die Möglichkeit, als Überbrückung befristet (und zwar länger als es sonst üblich ist) auf der UB Basel zu arbeiten. Ich wurde in verschiedensten Abteilungen eingesetzt, unter anderem auch in der Verbundabteilung der UB Basel, welche für die Koordination der Basler universitären Bibliothekslandschaft zuständig ist. In dieser Zeit, aber dann auch nach Ablauf des Arbeitsvertrages mit der UB, war ich in verschiedensten Bibliotheken in Basel tätig, wobei ich unterschiedlichsten Bibliotheksarbeiten nachkam. Dabei konnte ich meine erlernten Fertigkeiten insbesondere bezüglich dem Bibliothekssystem Aleph vertiefen. Ich musste aber auch Arbeiten verrichten, in welchen ich wenig oder keine Kenntnisse besass, indem ich diese vor Ort erlernte.

Auf der UB war ich zu 100% angestellt. Danach war es mit dem 100 %-Luxus vorbei. Ich musste mich eine Weile durchschlagen mit befristeten Teilzeit-Jobs, wobei ich aber das Glück hatte, dass ich auf dem Beruf bleiben konnte. Ich war auch mal für drei Monate arbeitslos. Mein dreimonatiger Einsatz als Vertretung an der Loge/Theke der Juristischen Fakultät (JF) in Basel verhalf mir dann zu einer fünfzigprozentigen unbefristeten Stelle an besagter Institution.

Nun bin ich seit zwei Jahren an der Loge/Theke der JF tätig und kümmere mich um die Benutzer der JF, der Zeitschriften-Verwaltung und was sonst noch anfällt und mir zugeteilt wird. Zu dieser sehr abwechslungsreichen Tätigkeit kam vor über einem Jahr eine unbefristete 40 %-Stelle an meiner ehemaligen Lehrstätte, dem WWZ hinzu. Dort bin ich zu einem grossen Teil auch für die Theke zuständig und somit auch für die Benutzer. Zusätzlich werde ich wiederum bei verschiedensten anfallenden Arbeiten eingesetzt.

Die Resultate
Der Einfachheit halber werden die Angaben nachfolgend in Prozentzahlen dargestellt. Sie stellen die Resultate im Bezug auf die total eingegangenen Antworten dar (siehe Lesebeispiel in Box links).
Um nicht nur Zahlen und Fakten präsentieren zu können, illustrieren die Arbeitsporträts von David Garcia, Nicole Kläy und Verena Breidenbach zusätzlich den Arbeitsalltag und geben stellvertretend Einblick in die Arbeitswelt der I+D-Assistenten.

1. Beruf und Arbeitsmarkt
Mehr als 80% der bisher abgeschlossenen I+D-Assistenten (100 Personen) sind bisher dem Beruf treu geblieben. Sie arbeiten mehrheitlich in Bibliotheken (88%), aber auch in Archiven (13%) und Dokumentationsstellen (12%). Das
entspricht in etwa der Verteilung, die schon an der Berufsschule vorherrschte. 14% Personen arbeiten gleichzeitig in mehreren Betrieben, in einer Bibliothek und einem Archiv zum Beispiel.

Eine hohe Anzahl – 25% – arbeitet in einem befristeten Arbeitsverhältnis. Die meisten, weil sie in verschiedenen Betrieben arbeiten, nicht vollzeit arbeiten möchten oder nebenan eine Weiterbildung machen. Die Marktsituation
wird aber allgemein als nicht sehr rosig geschildert. Rund die Hälfte bemängelt, dass zu wenig Stellen im Angebot sind. Auch die starke Konkurrenz wird als Problem gesehen (20%). Doch die Arbeitssuche gestaltet sich nicht für alle gleich: Einigen entsprechen die angebotenen Stellen nicht, anderen sind die gestellten Erwartungen zu hoch.

23 der 123 Befragten sind heute nicht mehr als I+D-Assistenten tätig. Von den 23, die den Fragebogen ausgefüllt haben, haben 2/3 eine Weiterbildung oder eine neue Berufsausbildung begonnen: Als Informations- und Dokumentationsspezialisten FH, aber auch in sozialen Berufen und in der Hotellerie. Einige – von den jüngeren Abgängern – wollten neue Erfahrungen sammeln, gingen reisen und sind vielleicht nur noch nicht wieder als I+D-Assistenten tätig. Nur drei gaben zur Antwort, nach der Ausbildung keine passende Stelle gefunden zu haben. Eine Absolventin studiert heute Filmwissenschaften, ein anderer arbeitet auf der Redaktion eines Radiosenders und ein dritter führt sein eigenes kleines Musiklabel. Drei sind arbeitslos oder zurzeit nicht berufstätig.

2. Zufriedenheit und Anforderungen
Sind die I+D-Assistenten mit ihrer aktuellen Arbeitsstelle zufrieden? Gut 85% haben diese Frage mit «voll und ganz zufrieden stellend» oder „mehr oder weniger zufrieden stellend» beantwortet. Der Rest bezeichnet seine Stelle mit «mehr oder weniger unbefriedigend» oder «voll und ganz unbefriedigend».
Interessant wird es, wenn man die Antworten anhand der verschiedenen Faktoren aufschlüsselt. Die Fragen konnten auch von den I+D-AssistentInnen beantwortet werden, die nicht mehr auf dem Beruf tätig sind.

3. Ausbildung und Ausblick
Während drei Jahren werden die I+D-Assistenten an den Berufsschulen in Bern und Zürich unterrichtet. Neben dem Fachkundeunterricht Informationsverwaltung und Informations- und Medienkunde besuchen die Schüler während dieser Zeit die Fächer Allgemeinbildung, Englisch, Französisch und Sport. Dazu kommen Informatik, Kultur- und Wissenschaftskunde. Doch die Schule ist gemessen an der Zeit, welche die I+D-Assistenten an ihrem Arbeitsort verbringen, nur ein kleiner Teil der Ausbildung. Die Erfahrungen, die sie während ihrer Lehrzeit in ihrem Betrieb und in den verschiedenen Praktika sammeln, sind für die I+D-Assistenten unverzichtbar für das weitere Berufsleben.

Arbeitsmarkt – wo sehen Sie Probleme?
(Mehrfachantworten waren möglich)
46% Es werden zu wenig Stellen angeboten
46% Es werden zu wenig Vollzeitstellen angeboten
41% Hatte keine Probleme
23% Es werden zu wenig unbefristete Stellen angeboten
20% Es gibt starke Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt
13% Angebotene Stellen entsprechen nicht meinen Vorstellungen
10% Es werden Kenntnisse verlangt, die ich in der Ausbildung nicht vermittelt bekam
7% Es werden zu wenig Teilzeitstellen angeboten

Lesebeispiel: Von allen eingegangenen Antworten sind 46% der I+D-Assistenten der Ansicht, es werden zu wenig Stellen geboten.

Ausgewählte Kommentare:
«Es ist schade, dass es so wenig Stellen für I+D-Assistenten gibt. Zu wünschen wäre auch, dass dieser Beruf etwas bekannter wäre bei der Allgemeinheit, aber auch in verwandten Berufen. Ich werde immer wieder gefragt, was ich als I+D-Assistentin eigentlich mache.»

«Im Moment sieht es – wenigstens in meiner Arbeitsumgebung – immer mehr so aus, als ob Menschen mit Potential sich anderweitig weiterbilden und nicht auf dem Beruf bleiben. Am Bekanntheitsgrad der Ausbildung sollte gearbeitet werden. Es kann nicht sein, dass nach 10 Firmen immer noch Bibliothekarinnen in ihren Inseraten suchen.»
«I+D-Assistent wird an den meisten Orten zur Hilfskraft degradiert. Viele Stellenangebote sind der Berufsausbildung unwürdig.»
«Leider bin ich etwas enttäuscht, was die Stellen so anbelangt. Oft sind in den meisten Bibliotheken die Stellen besetzt und die Leute bleiben fast bis zur Pension dort sitzen.»

Entspricht Ihre aktuelle Stelle
Ihren Berufswünschen im Bezug auf:

Abwechslungsreichtum
56% voll und ganz zufrieden stellend
30% mehr oder weniger zufrieden stellend
10% einigermassen unbefriedigend
4% völlig unbefriedigend

Komplexibilität der Anforderungen
50% mehr oder weniger zufrieden stellend
27% voll und ganz zufrieden stellend
18% einigermassen unbefriedigend
5% völlig unbefriedigend

Weiterbildungsmöglichkeiten
55% voll und ganz zufrieden stellend
35% mehr oder weniger zufrieden stellend
24% einigermassen unbefriedigend
11% völlig unbefriedigend

Aufstiegsmöglichkeiten
39% mehr oder weniger zufrieden stellend
28% einigermassen unbefriedigend
20% völlig unbefriedigend
12% voll und ganz zufrieden stellend

Ausgewählte Kommentare:

«Für mich hat sich erst durch die Weiterbildung an der FH zur I+D-Spezialistin das ganze Potential der Berufslehre und des Berufes entfaltet.»

«Ich finde meinen Beruf abwechslungsreich, nur schade, dass uns Assistenten manchmal recht wenig zugetraut wird (auch in Stellenausschreibungen) und wir recht schlecht eingestuft sind für das, was wir alles können.»

«Das ‹Assistent› im Namen ist fehl am Platz und es wäre wirklich absolut wünschenswert, dass sich die heutigen I+D-Assistenten ab 2009 auch mit der neuen Berufsbezeichnung betiteln oder zumindest bewerben dürften.»

«Ich habe erfahren, dass die Berufsbezeichnung von Assistent/-in zu Fachmann/-frau geändert wird. Dies finde ich sehr gut und zwar, weil das Wort Assistent/-in fast immer mit Hilfskraft assoziiert wird, was natürlich unseren Berufskenntnissen nicht entspricht. Ich verspüre einen grossen Unmut darüber, dass wir Assistent/-innen diese Bezeichnung nicht annehmen dürfen, bzw. wir dürften schon, müssten aber noch einmal die LAP machen.»

Wie gut fühlen Sie sich nach Abschluss der Ausbildung auf die Berufswelt vorbereitet im Bezug auf:

Allgemeine Fachkompetenz
61% gut
34% sehr gut
13% könnte besser sein
2% ungenügend


Recherchekompetenz
47% gut
32% sehr gut
19% könnte besser sein
2% ungenügend

Technische Kompetenz,
Informatikkenntnisse

43% gut
28% könnte besser sein
26% sehr gut
3% ungenügend

Teamkompetenz
45% gut
44% sehr gut
8% könnte besser sein
3% ungenügend

Ausgewählte Kommentare:
«Ich finde, die verschiedenen Teilbereiche wurden in der Praxis zu wenig vermittelt. Wenn jemand in einer Bibliothek ausgebildet wird, erhält er/sie zu wenig Einblick in die Bereiche der Dokumentation und des Archivs. Ich fände es hervorragend, wenn die Lehre in drei Teilen stattfinden würde. Das heisst, dass jeweils ein Jahr in einer Bibliothek, ein Jahr in einer Dokumentation und ein Jahr in einem Archiv verbracht würde.»

«Die allgemeine Fachkompetenz beschränkt sich zu sehr auf das Bibliothekswesen.»

«Die Informatikkenntnisse, die im Unterricht vermittelt werden, sind dürftig: es fehlt eine Einführung in verschiedene Bibliotheks-, Archivs- oder Dokumentationssoftware gänzlich.»

«Gerne hätte ich die Fremdsprachen mehr vertieft. Also nicht nur eine Lektion pro Woche. Deutschunterricht fände ich auch nicht schlecht, da wir die Sprache ja täglich benutzen. Eine Möglichkeit wäre, dass die BMS obligatorisch würde.»

«Es lebe der Hacker!»

«Die Vorbereitung für die berufliche Praxis kam eher aus der beruflichen Praxis als aus dem Schulbetrieb.»

«Obwohl die Lehre zu meiner Zeit (2. Lehrgang) noch einige Stolpersteine aufbot, ist sie nun zu einer soliden Ausbildung gewachsen. Ich genoss die Lehrzeit und habe auch in der darauf folgenden Arbeitszeit gute Erfahrungen
gemacht, bin aber mittlerweile der Ansicht, dass eine Kursänderung in Sachen Beruf keine schlechte Sache wäre. Ich
strebe nach mehr Abwechslung im Alltag, würde aber auch einen Auslandaufenthalt (mit Arbeit in einer Bibliothek)ins Auge fassen, um diese zu finden. Man ist in seinen Möglichkeiten, Stellen mit abwechslungsreichen Arbeitsbereichen zu finden, eingeschränkt.»

«Ich hoffe, dass mit der neuen Berufsbildungsverordnung die zurzeit vorhandenen Mängel in der Lehre besser angegangen werden können.»

«Meiner Meinung nach verfügt man nach der I+D-Ausbildung über ein breites, tiefgreifendes und wertvolles Fachwissen.»

«Für Stellen, die explizit als I+D-Assistentenstellen ausgeschrieben sind, fühle ich mich gut vorbereitet. Die Ausbildung ist im derzeitigen Zustand aber keinesfalls zukunftsorientiert.»

Fazit

Im Grossen und Ganzen kann wohl eine positive Bilanz aus der Umfrage gezogen werden. Es braucht I+D-AssistentInnen – sonst hätten nicht über 80% einen Job gefunden. Grundsätzlich gefällt ihnen ihre Arbeit – sonst wären wohl mehr als 20% abgesprungen. Und grundsätzlich sind die I+D-AssistentInnen mit ihrer Ausbildung zufrieden – sonst wäre die Umfrage anders ausgefallen.
Doch besteht in einigen Punkten Handlungsbedarf. In der schulischen Grundausbildung zum Beispiel. Vielleicht würde es Sinn machen, wenn sich die Berufsverbände und Lehrbetriebe stärker in der beruflichen Grundausbildung
engagieren würden und so die Berufsschulen in ihrer Arbeit unterstützen würden, sei es in der Vermittlung von Lehrern und Fachkräften oder durch eigene Beiträge der Berufsverbände und Lehrbetriebe in der Ausbildung.
Auch am Bekanntheitsgrad des Berufes in der eigenen Branche sollte gearbeitet werden. Noch immer werden in vielen Unternehmen – vor allem in der Privatwirtschaft – statt I+D-Assistenten Personen aus dem kaufmännischen Bereich eingestellt. Durch gezielte Werbung und Information könnte diesem Umstand Abhilfe geschaffen werden. Vielleicht ist es auch nötig, mehr Weiterbildungsangebote zu schaffen, um den I+D-Assistenten zu ermöglichen, aufzusteigen, sich weiter zu bilden – ohne gleich die Fachhochschule zu besuchen.
Mit der neuen Bildungsreform, die nun in Planung ist, werden einige dieser Punkte verändert und verbessert. Doch es braucht Zeit, bis solche Veränderungen greifen – und diese Zeit sollte der Ausbildung gegeben werden. Gleichzeitig sollten die Berufsverbände sich aber aktiv an der Gestaltung der beruflichen Grundbildung engagieren.
Mehr zur Bildungsreform auf www.bda-aid.ch. Ein Vorstoss aus den eigenen Reihen ist auch in Planung: Zwei
I+D-Assistenten aus Bern sind zurzeit daran, einen eigenen I+D-Verein – wie ihn die Westschweiz schon hat – zu

gründen. Der Verein hat zum Ziel, den Kontakt zwischen Zürcher und Berner Absolventen zu fördern und so zu einem
stetig wachsenden Netzwerk für I+D-Assistenten beizutragen. Mehr dazu im nachfolgenden Kasten.

Persönliche Erfahrungen von Verena Breidenbach

2003 schloss ich mit der ersten IDOK-Klasse der GIBB Bern die Ausbildung als I+D-Assistentin ab – 24 Jahre nach der Erstausbildung zur medizinischen Laborantin, 19 Jahre nach der Geburt meines ersten Kindes, 5 Jahre nach der Matura und 3 Jahre nach dem Einstieg ins Bibliothekswesen als I+D-Praktikantin. Mein beruflicher Wiedereinstieg war geglückt, nicht zuletzt dank der Flexibilität meiner Arbeitgeberin, der Uni Bern.
Seit zweieinhalb Jahren arbeite ich in einem 70%-Pensum in Burgdorf in einer Bibliothek der Berner Fachhochschule. Zusammen mit einer Kollegin betreue ich die Ausleihe, verwalte die Zeitschriften und unterstütze die Kundschaft bei der Informationsbeschaffung. Gut aufgehoben im NEBIS-Verbund und als Mitglied der Konferenz der Fachhochschulen
Schweiz sind wir weit über Burgdorf hinaus mit einem grossen Dienstleistungsangebot vernetzt. Mit regelmässigen
Bibliothekseinführungen und Schulungen machen wir dieses Angebot bekannt. Erfreut stellen wir fest, dass mit dem Einzug des Master-Studienganges Architektur die Bibliothek als Informationsdrehscheibe an Bedeutung gewinnt.

Nicole Kläy, I+D-Assistentin im Staatsarchiv des Kantons Bern

Im Sommer 2001 schloss ich mit dem ersten Ausbildungsjahrgang der Deutschschweiz in Zürich die dreijährige Berufslehre als Informations- und Dokumentationsassistentin ab. Da die meisten Arbeitgeber diesen Beruf 2001 noch
nicht kannten, gestaltete sich die Stellensuche sehr schwierig. Ich hatte Glück: in meinem Lehrbetrieb wurde eine Stelle frei und so konnte ich nach meiner Ausbildungszeit direkt dort weiterarbeiten. Erst im Herbst 2004 fand ich
eine passende andere Stelle. Am 1. Februar 2005 trat ich diese im Staatsarchiv des Kantons Bern an.
Meine Hauptaufgabe besteht darin, den Lesesaal zu betreuen, d.h. ich arbeite in einem Dreierteam (aktuell mit zwei Kollegen) im Turnus im Lesesaaldienst. Die Kundschaft ist sehr gemischt. Ich führe von Studierenden bis zu Pensionierten alle in die Benutzung unseres Archivs ein. Nach meinen Möglichkeiten beantworte ich die Fragen unserer Kunden selbst. Sobald ich nicht mehr weiterkomme, stehen mir jederzeit Kolleginnen und Kollegen aus dem wissenschaftlichen Bereich zur Seite. Immer zur vollen Stunde mache ich mich auf den Weg ins Archiv, um das bestellte Archivgut zu holen und das zurückgebrachte wieder wegzuräumen. Je nach dem, wie viel es zu holen
und wegzuräumen gibt, bin ich unterschiedlich lange unterwegs.
Momentan lagert unser Archivgut in drei Untergeschossen und vier Obergeschossen. Am Schalter im Lesesaal erteile ich auch heraldische Auskünfte. Dies sind Auskünfte betreffend Familienwappen. Unser Archiv verfügt über
eine Sammlung von Wappenvorlagen von Familien mit Heimatort im Kanton Bern. Diese Wappenvorlagen kann man bei uns gegen Gebühr am Schalter oder im Versand per Nachnahme beziehen.
Montags arbeite ich wie meine Arbeitskolleginnen und -kollegen „hinter den Kulissen», da bleibt unser Archiv für die Öffentlichkeit geschlossen. Herrscht im Lesesaal reger Betrieb, kommt man kaum dazu, solche Arbeiten unter der Woche zu erledigen, da stehen die Anliegen unserer Kunden an erster Stelle. Ich beantworte Anfragen, helfe beim Erschliessen, erfasse Inventare in die neue Archivdatenbank usw. Ich bin hauptverantwortlich für die Beantwortung
genealogischer Anfragen. Dies sind Anfragen betreffend Ahnenforschung, Abstammungsforschung. Leute fragen beispielsweise an, ob wir ihnen das Geburtsdatum ihrer Urgrossmutter sagen können. Des Weiteren bin ich für die
Nachführung der „Bundkartei» verantwortlich. Ich erfasse in einer Access-Datenbank Artikel aus der Zeitung „Der Bund», die den Kanton Bern betreffen.
Die I+D-Ausbildung empfinde ich als sehr vielseitig. Bereits während meiner Ausbildungszeit konnte ich Praktika in verschiedenen Bereichen absolvieren. Ich war jeweils für zwei bis drei Monate in einem Archiv, einer Bibliothek und
einer Dokumentationsstelle.
Hier im Archiv habe ich ebenfalls diverse Aufgaben und das gefällt mir sehr gut an meinem Beruf. Ich würde diese Ausbildung wieder machen. Besonders gut gefällt mir an meinem Arbeitsplatz, dass immer wieder neue Aufgaben auf mich zu kommen, sei dies durch die Fragestellung von Kunden, aber auch teamintern. Schade finde ich jedoch, dass der Beruf bis heute vielen unbekannt ist. Oft fragen mich die Leute: „Was arbeitest du???» Auch hat es wenig Stellen für I+D-Assistenten, weil die Arbeitgeber eben oft gar nicht wissen, was wir können!

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Nina Meyer

Informations- und Dokumentationsassistentin
Journalistin
Studentin Medienausbildungszentrum Luzern