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2009/3 Digitale Dienstleistungen als Herausforderung in I&D

Open Access an der ETH Zürich – ein Erfahrungsbericht

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Die Open-Access-Bewegung hat mit der Lancierung verschiedener Initiativen auf dem internationalen Parkett sowie mit der Gründung von Open-Access-Zeitschriften Aufschwung erhalten. Der folgende Bericht skizziert die Entwicklung von Open Access an der ETH Zürich.

Mit der ETH E-Collection1verfügt die Hochschule bereits seit dem Jahr 2001 über einen Dokumentenserver, der es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erlaubt, ihre Dokumente «Open Access» ins Internet zu stellen. Zu den Publikationen zählen seit Beginn u.a. Dissertationen, Reports, Tagungsberichte und Lehrmaterialien. Alle übermittelten Dokumente werden von der ETH-Bibliothek in NEBIS erschlossen; die Metadaten werden zusammen mit dem Volltext regelmässig und automatisiert in die ETH E-Collection übernommen. 

Das Thema Open Access erhielt an der ETH Zürich im März 2006 mit der Unterzeichnung der «Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen» nochmals einen neuen Impuls. Hierbei hat sich die Leitung der ETH Zürich zum Ziel gesetzt, an der Hochschule entstandenes Wissen nach dem Prinzip des Open Access umfassend über das Internet zu verbreiten.

Im Juli 2008 verabschiedete die Schulleitung für die ETH Zürich eine Open-Access-Policy, in der sie alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auffordert, aktiv bei der Umsetzung von Open Access mitzuwirken. Hierbei wird vor allem der so genannte «Grüne Weg» angestrebt, d.h. das Publizieren von bereits begutachteten Zeitschriftenartikeln (Postprints). Als Instrument zur aktiven Umsetzung der Open-Access-Strategie dient nach wie vor die ETH E-Collection.

Um optimale technische und funktionale Rahmenbedingungen bieten zu können, erneuerte die ETH-Bibliothek die Soft- und Hardware der ETH E-Collection. Das neue System wurde auf Basis der Open-Source-Lösung Fedora Commons (Repository) und Fez (User Interface) implementiert. Der neue Dokumentenserver wurde im Frühling 2008 in den produktiven Betrieb überführt und bietet im Vergleich zum Vorgängersystem wesentlich verbesserte Recherchemöglichkeiten. Da alle Dokumente zudem mit OCR bearbeitet wurden, können die Volltexte nun durchsucht werden.

Kürzlich wurde die Dienstleistung durch die Vergabe von DOIs (Digital Object Identifier) für alle digitalen Objekte weiter verbessert. Hiermit können die wissenschaftlichen Daten eindeutig identifiziert und dauerhaft adressiert werden. Die Nachhaltigkeit der ETH E-Collection wird dadurch also zusätzlich gesichert.

Mit der Einführung der Open-Access-Policy beschloss die ETH Zürich gleichzeitig eine Anpassung der Doktorats- und Habilitationsverordnung. Neu besteht die Pflicht, Dissertationen oder Habilitationen in der ETH E-Collection zu veröffentlichen. Sprechen rechtliche oder andere Gründe dagegen, unterzeichnet die Autorin oder der Autor eine Verzichtserklärung. Darüber hin- aus digitalisierte die ETH-Bibliothek alle seit 1909 an der ETH Zürich verfassten Doktorarbeiten und nahm die Abstracts sowie teilweise auch die Volltexte in die ETH E-Collection auf.

Die ETH-Bibliothek erhielt das Mandat, die Policy an der Hochschule aktiv umzusetzen. Die hierfür neu geschaffene Fachstelle ist seit Herbst 2008 für das Bekanntmachen der Open-Access-Policy an der ETH Zürich sowie für die Beratung der Autorinnen und Autoren verantwortlich. Mit verschiedenen Marketingaktionen wurden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem ersten Schritt auf das Thema Open Access und auf entsprechende Publikationsmöglichkeiten aufmerksam gemacht. Zentrale Informationsplattform ist hierbei die neu aufgeschaltete Open-Access-Website der ETH Zürich2.

Welche Schlüsse sind nun aus den bisherigen Aktivitäten und Ergebnissen zu ziehen? Hat Open Access an der ETH Zürich definitiv Fuss gefasst? Die Erfahrungen zeigen, dass sich Open Access noch nicht durchgesetzt hat und man der Bewegung im wissenschaftlichen Bereich teilweise skeptisch gegenübersteht. Ungenügende Kenntnisse der zugegebenermassen nicht einfachen Materie dürften eine wesentliche Ursache für diese Haltung sein.

Die Herausforderung sowohl für die ETH-Bibliothek als auch für die Hochschule besteht somit darin, Mittel und Wege zu finden, um die Forschenden persönlich anzusprechen und von den Vorteilen von Open Access zu überzeugen – kommt sie doch im wissenschaftlichen Publizieren einem Paradigmenwechsel gleich. 

Über die ETH E-Collection stehen gegenwärtig rund 20 000 Dokumente im Zugriff, davon 5800 Dissertationen im Volltext. Die steigenden Nutzungszahlen lassen darauf schliessen, dass der Dokumentenserver der ETH Zürich ein mittlerweile weltweit bekanntes Institutional Repository ist.

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Arlette Piguet

ETH-Bibliothek, Bereichsleiterin Digitale Bibliothek

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Le mouvement «Open-Access» a pris de l’énergie avec le lancement de diverses initiatives sur la scène internationale ainsi qu’avec la fondation de revues «Open-Access». Le rapport présenté ci-contre esquisse le développement du libre accès à l’EPF de Zurich. Grâce à la collection électronique de l’EPF, ce sont environ 20 000 documents qui sont accessibles, dont 5880 thèses en texte intégral. La croissance des statistiques d’utilisation permet de conclure que le serveur de documents de l’EPF de Zurich est devenu un centre de documentation institutionnel connu mondialement.