Interview mit FH Dozent Stephan Holländer für das 20-jährige KOST-CECO Jubiläum

Was ist Ihre Meinung zur KOST-CECO und deren Nützlichkeit? Nutzen Sie deren Angebote regelmäßig? Welche Beziehung haben Sie zur KOST-CECO?

Ich beschränke mich bei meiner Antwort auf die Webseite. Sie ist gut und nützlich, müsste aber thematisch noch ausgeweitet werden. Ich benutze die Webseite zu Konsultationszecken um thematisch auf dem Laufenden zu bleiben.

Verwenden Sie KOST-CECO regelmäßig in Ihren Unterrichtsstunden? Wenn ja, wie integrieren Sie es in den Unterricht?

Ja, ich benutze sie für die Vorbereitung meines Archivunterrichts neben anderen Quellen wie CH-Standards und die VSA-Webseite mit dem Normenkatalog. Ich weise im Unterricht auch auf Neuigkeiten auf der KOST-Webseite hin.

Was könnte Ihrer Meinung nach getan werden, um diesen Dienst zu verbessern und folglich die Koordination für die dauerhafte Archivierung elektronischer Unterlagen zu optimieren?

Die Webseite müsste interaktiver werden, zum Beispiel mit einem Forum für den Erfahrungsaustausch. Ein wichtiger Aspekt ist das Fehlen der rechtlichen Vorschriften. Eine Erläuterung zur Verordnung über die Führung und Aufbewahrung der Geschäftsbücher (GebüV) wäre hilfreich, damit klar wird, welche Datenträger GebüV-konform sind und wie die revisionsfähige Archivierung digitaler Dokumente rechtskonform umgesetzt werden kann.

Die Welt wird immer digitaler; glauben Sie, dass die digitale Archivierung mit dieser Entwicklung Schritt halten und auf dem neuesten Stand bleiben kann?

Nein, denn dazu müsste die Thematik der KOST-Webseite auch auf internationale Normen wie Records in Context (RIC) erweitert werden, die bereits 2015 in Seoul durch die ICA beschlossen wurde. Der Gesetzgebung in der Schweiz gelingt es nicht, mit der Geschwindigkeit der Entwicklung digitaler Technologien Schritt zu halten. Die Ausarbeitung der eidgenössischen Datenschutzgesetzgebung ist dafür ein gutes Beispiel. In Zukunft wird die Schweiz weitere internationale Normen, nicht zuletzt von der EU in eigenständigem Vollzug übernehmen müssen, um international Schritt halten zu können. Auf freiwilliger Basis sind Archive in der Schweiz in der Umsetzung, siehe Beispiel RIC, zu langsam.

Was ist Ihre Meinung zur langfristigen Archivierung digitaler Dokumente? Welche rechtlichen und technischen Schwierigkeiten werden in den kommenden Jahren auftreten?

Die stetige Anpassung an die sich fortwährende Veränderung durch die sich ablösenden Technologien werden zu einer grossen Herausforderung für Archive. Das betrifft die Datenträger genauso wie die Normen und Quasi-Standards. Es müsste auch zu einer vermehrten Zusammenarbeit von Archiven untereinander über eine gemeinsame Plattform zur Suche über alle Archivbestände kommen, wenn die Vorteile der digitalen Archivierung genutzt werden sollen. Das Beispiel der «Kinder der Landstrasse» zeigt als ein gutes Beispiel, wie mühsam es sein kann, wenn Betroffene sich von Archiv zu Archiv durchfragen müssen, um die nötigen Unterlagen zu erhalten, um ihre berechtigten Ansprüche beim Bund geltend machen zu können. Weitere derartige Fälle wie etwa die tamilischen Adoptivkinder oder die zwangsweise in Arbeitsheime eingewiesenen Jugendlichen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert werden in Zukunft noch anstehen.