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2014/4 FH-Bibliotheken – eine dynamische Entwicklung!

Une quantité négligeable?

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In den letzten eineinhalb Jahrzehnten haben die Fachhochschulen in der Schweiz ein rasantes Wachstum erlebt; mittlerweile sind vier von zehn Hochschulstudierenden an einer Institution dieses Typs eingeschrieben. Demgegenüber sind die Fachhochschulbibliotheken, obwohl für Lehre und Forschung unverzichtbar und rege genutzt, wie auch die Fachhochschulbibliothekare nur wenig sichtbar.

In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre wurde in der Schweiz ein neuer Hochschultyp, die Fachhochschule, geschaffen, und durch Umbau und Zusammenschluss von Vorgängerinstitutionen entstanden sieben öffentlich-rechtliche Fachhochschulen1. Die Bibliotheken wurden in vielen Fällen von den Vorgängerinstitutionen übernommen, ohne dass auf Seiten der Verantwortlichen ein Konzept existiert hätte, wie die bibliothekarischen Angebote innerhalb der jeweiligen Fachhochschule aufeinander abzustimmen und sogar zusammenzuführen wären. Entsprechend unterschiedlich organisiert sind die Bibliotheken in jeder der sieben Fachhochschulen. Die meisten Fachhochschulbibliotheken sind klein, ihre hochschulrechtliche Verankerung und ihre strategische Steuerung sind schwach. Oft geben noch immer extrinsische Faktoren wie Neubauten oder Reorganisationen den Ausschlag für grundlegende Veränderungen, zum Beispiel Bibliothekszusammenlegungen.

Ein Blick in die offizielle Statistik

Die Schweizerische Bibliothekenstatistik zählt für das Jahr 2013 61 Fachhochschulbibliotheken mit insgesamt 78 Standorten2.

Während die Zahl der Bibliotheken und die Zahl der Standorte im Falle der FHNW und der FHZ gar nicht und im Falle der HES-SO, der BFH und der FHO nur geringfügig voneinander abweichen – was bedeutet, dass die Einzelstandorte weitgehend autonom sind –, sind die einzelnen Bibliotheksstandorte in der SUPSI und in der ZFH zu grösseren Organisationseinheiten zusammengefasst.

Der Medienbestand aller Fachhochschulbibliotheken zusammen hat in den letzten sechs Jahren um 44% zugenommen, von 1,5 Mio. (2008) auf 2,1 Mio. physische Einheiten (2013). Die Zahl der Ausleihen ist im gleichen Zeitraum um 79% auf 1,4 Mio. gestiegen, die Zahl der aktiven Benutzenden um 51% auf gut 107 000.

Ein Vergleich mit den anderen Hochschulbibliotheken3 zeigt, dass die Fachhochschulbibliotheken vor allem bei der Benutzung gut abschneiden: Ungefähr jede/r vierte aktive Benutzer/in (24% von insgesamt 447 000 im Jahr 2013) und jede fünfte Ausleihe (19% von insgesamt 7,3 Mio. im Jahr 2013) entfallen auf eine Fachhochschulbibliothek.

Die laufenden Personal- und Sachausgaben aller Fachhochschulbibliotheken zusammen sind zwischen 2008 (CHF 19,8 Mio.) und 2013 (CHF 28,1 Mio.) um 42% gestiegen. Berücksichtigt man das starke Wachstum der Schweizer Fachhochschulen insgesamt, so relativieren sich diese absoluten Zahlen freilich; in relativen Zahlen (laufende Ausgaben pro aktive/n Benutzer/in und pro Studierende/n) stagnieren die finanziellen Mittel seit einigen Jahren oder sind sogar leicht rückläufig.

Onlineumfrage unter den Schweizer Fachhochschulbibliothekaren 

Eine im Februar/März 2014 durchge- führte Onlineumfrage gibt erstmals Aufschluss über die Aus- und Weiterbildung sowie die Aufgaben der Fachhochschulbibliothekarinnen und -bibliothekare in der Schweiz. Angeschrieben wurden 301 persönliche und 5 institutionelle E-Mail-Adressen; 183 von 192 eingegangenen Antworten wurden ausgewertet, was etwas mehr als der Hälfte der gemäss Schweizerischer Bibliothekenstatistik 347 Fachhochschulbibliothekare in der Schweiz (2013) entspricht4

Von den antwortenden Fachhoch- schulbibliothekaren verfügen nur 23 über keine abgeschlossene bibliothekarische Aus- oder Weiterbildung. Am verbreitetsten sind – mit 57 Nennungen – Abschlüsse auf Niveau Fachhochschule (grundständiges Studium oder Nachdiplomstudium I+D, Kaderkurs BBS, CE-SID oder Ähnliches). 44 der Antwortenden sind Diplombibliothekare BBS, ESID oder Ähnliches; 37 haben eine Berufslehre als I+D-Fachfrau bzw. -Assistent absolviert.

Massgebend sind freilich nicht nur die bibliothekarische Aus-/Weiterbildung und eine allfällige nicht bibliothekarische Fachausbildung, die bei der Arbeit als Bibliothekar/in von Nutzen ist, sondern auch die höchste abgeschlossene Ausbildungsstufe insgesamt: 29% der Antwortenden geben hier einen Universitäts-, 27% einen Fachhochschul-, 17% einen Berufs- oder Mittelschul- und 14% einen Abschluss der höheren Berufsbildung an.

Werden diese Ausbildungsstufen entsprechend der International Standard Classification of Education (IS-CED) zusammengefasst, zeigt sich, dass 60% der antwortenden Fachhochschulbibliothekare einen ISCED-5A- oder ISCED-6-Abschluss als höchste Ausbildungsstufe haben – und damit eine wissenschaftliche Ausbildung auf Ebene Fachhochschule oder Universität –, 22% einen ISCED-5B-Abschluss (höhere Berufsbildung: Fachausweis, Diplom oder Ähnliches; höhere Fachschule) und 18% einen ISCED-3-Abschluss (berufliche Grundbildung, Fachmittelschule, Mittelschule oder Ähnliches).

Setzt man die höchste Ausbildungsstufe in Bezug zu den schwerpunktmässigen Aufgaben der jeweiligen Person, zeigt sich, dass anspruchsvolle Aufgaben wie Leitung und Literaturauswahl häufiger von Antwortenden mit hoher Ausbildungsqualifikation (ISCED 5B; 5A/6; 5A/6 «plus» = mit bibliothekarischer Aus-/Weiterbildung) übernommen werden als von solchen mit tiefer Ausbildungsqualifikation (ISCED 3). Je tiefer die Ausbildungsqualifikation der Antwortenden ist, umso häufiger werden sie mit weniger anspruchsvollen Aufgaben wie Arbeiten in der Freihandbibliothek und/oder im Magazin, «Schalterdienst» und Formalkatalogisierungbetraut.

Fazit

Die Sichtbarkeit der Fachhochschulbibliotheken und -bibliothekare muss erhöht, ihre Stellung verbessert werden: in der jeweiligen Institution vor Ort, in der Fachhochschule, in der Fachhochschul- und der Bibliothekslandschaft insgesamt. Dazu bedarf es einer bibliotheksstrategischen Steuerung – sowohl in den einzelnen Fachhochschulen als auch auf gesamtschweizerischer Ebene.

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David Zimmer

David Zimmer hat Geschichte und Ethnologie studiert. Er verfügt über langjährige Berufserfahrung im Verwaltungs-, Hochschul- und Bibliotheksbereich.

  • 1 Benennung und Reihenfolge der Fachhochschulen im Folgenden gemäss www.sbfi.admin.ch/fh/02141/02143/index.html?lang=de [09.09.2014].
  • 2 www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/16/02/02/data.html [09.09.2014], Bibliotheksverbunde der Fachhochschulen (su-d-16.02.02.05). Nicht berücksichtigt sind unter anderem die Bibliotheken der beiden privaten Fachhochschulen Kalaidos und Les Roches-Gruyère. Die erfassten Angaben sind unvollständig, weil sich jeweils nicht alle angeschriebenen Bibliotheken an der Erhebung beteiligen.
  • 3 Universitätsbibliotheken (su-d-16.02.02.02), Bibliotheksverbunde der Universitäten (su-d-16.02.02.04), Bibliotheken der pädagogischen Hochschulen (su- d-16.02.02.13).
  • 4 33% der Antwortenden arbeiteten zum Zeitpunkt der Umfrage in der HES-SO, 24% in der ZFH, 13% in der BFH, 10% in der FHNW, 8% in der FHO, 7% in der FHZ und 5% in der SUPSI. 61% füllten den Fragebogen in deutscher, 33% in französischer und 6% in italienischer Sprache aus. 76% der Antworten stammten von weiblichen, 22% von männlichen Personen.

Abstract

Les Hautes écoles spécialisées (HES) ont connu une croissance remarquable ces 15 dernières années. Pour preuve: aujourd’hui, quatre étudiants de niveau tertiaire sur dix sont inscrits dans un établissement de ce type. Par contre, les bibliothèques des HES sont nettement moins visibles, bien qu’elles soient indispensables pour l’enseignement et la recherche, et que les étudiants les utilisent assidûment.

La visibilité des bibliothèques et des bibliothécaires HES doit être renforcée, leur position améliorée, et ce, dans chaque institution, dans chaque HES, bref, dans l’ensemble du paysage des HES et des bibliothèques de notre pays. Il faut pour ce faire un pilotage stratégique spécifique, qui s’applique aussi bien aux HES prises en elles-mêmes qu’à l’échelle nationale.