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Unsere digitale Gesellschaft, die sich durch grosse Bereitschaft zur Innovation auszeichnet und begeistert die Angebote des Webs nutzt, ist auf Interoperabilität angewiesen. Nur diese ermöglicht den Austausch zwischen den Systemen in der digitalen Welt. Die Möglichkeit aber, miteinander zu kommunizieren, hat ihre Kosten, die jeder Akteur in einem von Wettbewerb geprägten Umfeld zu reduzie­ren sucht.

Die Interoperabilität – räumlich und zeitlich – ist jedoch nicht denkbar ohne Modelle, denen Normen zugrunde liegen, die ihrerseits auf in der Praxis verbreiteten Standards beruhen, deren einheitlicher Gebrauch durch die Festlegung von Best Practices durch die Berufsverbände gefördert wird.

Normen und Standards garantieren in der vernetzten Welt des Webs, dass der Austausch von Daten unter kostengünstigen Bedingungen geschieht. Andernfalls würde die Zusammenarbeit der Informationseinrichtungen selbst infrage gestellt.

Nur wenige Tätigkeitsfelder im I & D­Bereich können sich heute dieser Realität entziehen. In der Archiv­ und Dokumentationspolitik ist das Gewicht der Normen zweifellos weniger deutlich, denn es handelt sich zunächst darum, das eigene Ziel­ publikum zu identifizieren und eine Strategie in einem bestimmten Umfeld zu entwickeln. Dem steht nicht entgegen, dass sowohl der Begriff des «Zielpublikums» durch eine Norm (ISO 11620) als auch die statistischen Indikatoren, auf denen die Arbeitstätigkeit der Informationseinrichtungen beruht, selbst durch internationa­le Normen (ISO 2789, ISO 11620) geregelt sind ... Normeneuphorie oder Normenantipathie? Das vorliegende Heft möchte aufzeigen, welche Herausforderungen der Einfluss der Normen auf die Berufspraxis mit sich bringt. Es ist auch eine Gelegenheit, um nicht in kritiklose Euphorie zu verfallen; vielmehr sind die Nor­men in ihrem zeitlichen Zusammenhang, in ihrem thematischen Kontext und in ihrem Anwendungsbereich (national/international) kritisch zu hinterfragen.