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2007/1 I+D-Fachleute – kompetent in der Gegenwart, unverzichtbar in der Zukunft

Schnuppern im grössten Medienhaus der Schweiz. I+D-Praktika in der Ringier Dokumentation Bild (RDB)

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Die Ringier Dokumentation Bild (RDB) bildet keine «eigenen» I+D-AssistentInnen aus. Sie bietet aber den Absolventen der verschiedenenI+D-Ausbildungslehrgänge in der Schweiz die Möglichkeit, Praktika zu absolvieren. Die Aufenthaltsdauer in der Dokumentationsstelle ist abhängig vom gewählten Ausbildungsweg.

Die Ringier Dokumentation Bild (RDB) ist eine Abteilung des grössten Verlagshauses der Schweiz. Mit rund 10 Millionen physischen und mittlerweile 700 000 digitalen Bildern besitzt sie eines der umfassendsten Bildarchive im deutschsprachigen Raum.

Von den hier arbeitenden 17 MediendokumentalistInnen (12 Vollzeitstellen) werden pro Woche mehr als 1500 neue Bilder ausgewählt, indexiert und in die elektronische Datenbank eingepflegt. Das kostenpflichtige Bildangebot steht sowohl den internen Redaktionen als auch externen KundInnen online zur Verfügung (www.rdb.ch).

Praktika

Im Laufe eines Jahres arbeiten 2–4 PraktikantInnen in der RDB. I+D-AssistentInnen bleiben meist 3 Wochen, bei AbsolventInnen der FH Chur oder der HEG Genf sind es in der Regel 3 Monate. Das Angebot an Praktikumsstellen kann von Jahr zu Jahr schwanken. Es hängt von Arbeitssituation und -auslastung ab.

Die Tätigkeiten einer Mediendokumentation können auch im Rahmen von einzelnen Schnuppertagen kennengelernt werden. Ausserdem bietet die RDB Führungen für interessierte I+D-Fachklassen an.

AbsolventInnen der FH Chur und der HEG Genf bemühen sich selber um einen Praktikumsplatz. Bei den I+D- AssistentInnen übernehmen meist die zuständigen Lehrpersonen die Organisation.

Die Lehrlinge/Studierenden werden vor allem ins Tagesgeschäft eingeführt und dort auch eingesetzt, sobald sie selbstständig arbeiten können. Abgeschlossene Themen oder Projekte, welche über einen längeren Zeitraum bearbeitet werden können, sind hingegen selten.

Ausbildungsform/Ablauf/Organisation

Im Vorfeld des Praktikums wird ein Arbeitsplan erstellt, nach Absprache mit dem Lehrmeister und/oder den Lehrlingen/Studierenden. Darin wird festgehalten, in welche Themengebiete eine Einführung erfolgen soll und welche Ziele dabei erreicht werden sollen.

Die verschiedenen Tätigkeiten orientieren sich stark an den täglichen Arbeiten, welche in der Dokumentation anfallen. So findet eine Einführung in die reale Arbeitswelt mit all ihren Facetten statt (Auswahl und Indexieren von Bildmaterial, Kundenrecherchen in der Online-Datenbank und/oder dem physischen Archiv).

Daneben gibt es aber auch immer wieder (Theorie-)Lektionen zu dokumentalistischen und bildrelevanten Themen (Thesaurus-Aufbau, Unterschied zwischen Bild- und Texterschliessung, Berufsbild).

Die Auszubildenden erhalten für jeden Arbeitstag eine verantwortliche Betreuungs- und Ansprechperson zugewiesen. Diese wechselt während eines Praktikums mehrmals. So ist gewährleistet, dass durch die unterschiedlichen Fachpersonen verschiedene Aspekte und Arbeitsweisen eingebracht werden.

Die Studierenden/Lehrlinge werden ins Abteilungsleben eingebunden, d.h., sie nehmen an allen Fach- und Teamsitzungen teil, übernehmen Jobs und Aufgaben in Eigenverantwortung und sind auch im Abteilungs-Arbeitsplan eingetragen. 

Die Medienwelt ist vielfältig

Zusätzlich zum Kennenlernen der Kernaufgaben der Dokumentationsstelle findet auch eine Einführung in die Tätigkeiten der verwandten «umliegenden» Berufsgruppen statt, d.h., es werden Abteilungen besucht, welche direkt mit der RDB zu tun haben oder deren Kunden sind:

  •    Administration (Rechnungsstellung, Kundenkorrespondenz)

  •    Dokumentation Text (Zeitungsarchivierung und Recherche)

  •    Bildredaktion (Beschaffung von Bildmaterial für eine Tageszeitung)

  •    Elektronische Bildverarbeitung (EBV, Bildbearbeitung, Kreativretusche)

Erfahrungsberichte

Je nach Ausbildungsinstitution schreiben die Studierenden/Lehrlinge während oder am Ende des Praktikums einen ausführlichen Erfahrungsbericht. Gleichzeitig erstellt der Leiter der Dokumentation einen Bericht zuhanden des Lehrmeisters oder der Studienleitung.

Am Ende jeder Praktikumswoche wird regelmässig ein Gespräch zwischen Lehrlingen/Studierenden und dem Dokumentationsleiter geführt. Es findet sowohl ein Austausch über das Gelernte (Lernziel) als auch über Organisatorisches statt. Dabei fliessen auch kritische Anmerkungen sowie positive Feedbacks von beiden Seiten ein.

Feedback/Nutzen

Die RDB-MitarbeiterInnen schätzen es, den jungen Berufsleuten ihr Arbeitsge- biet vorzustellen und ihnen ihre Tätigkeiten zu erklären. Es stellt für sie eine Abwechslung im Berufsalltag dar und zwingt sie nicht zuletzt dazu, sich zu überlegen, wie etwas verständlich erklärt werden kann, aber auch zu reflektieren, warum etwas so und nicht anders ausgeführt wird. Die Auszubildenden, die meist viel jünger als die MitarbeiterInnen sind, bringen frischen Wind und eine unverstellte Sicht von aussen auf die alltäglichen Tätigkeiten der Routiniers.

Die Studierenden/Lehrlinge auf der anderen Seite erhalten einen Einblick in eine (wirtschaftlich orientierte) I+D-Arbeitswelt, welche ihnen bis dahin häufig fremd war. Mehrheitlich schätzen sie die Zeit, die sie in der RDB verbringen dürfen. Nicht unbedeutend ist dabei die Tatsache, dass ihnen im Medienumfeld sehr viel geboten wird.

Ausblick/Zukunft

Arbeitssituation und Arbeitsweise in der Welt der Mediendokumentation haben sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Prägend waren das Aufkommen neuer Technologien (Stichworte: Digitalisierung, Internet, automatisches Indexieren) und die damit verbundene Verschiebung von lokalen zu globalen Märkten. Einschneidend ist das weitgehende Auslagern der Recherche an die JournalistInnen.

Die Textdokumentation der Tamedia wurde letzten Herbst geschlossen. Jahre vorher jene der Weltwoche. In naher und mittelfristiger Zukunft werden in der Ringier Dokumentation Bild keine neuen Stellen geschaffen und Personalabgänge nicht ersetzt werden können. So weit möglich, werden aber Praktikumsplätze weiterhin angeboten.

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Peter Clerici

Leiter Ringier Dokumentation Bild Zürich